Josef Syrowatka: Zwanzig Jahre Sudetendeutscher Verlag.
In: Erbe und Aufgabe. Reichenberg: Kraus 1939, S. 131–140.
Vor zwanzig Jahren: Tschechische Gewaltherrschaft schmiedet die Fesseln, mit denen das Sudetendeutschtum seiner Kraft beraubt werden soll und sie werden jedes Jahr fühlbarer, drohen das Leben zu erdrosseln und zu vernichten. Neben wirtschaftlicher Drangsal sind es vor allem auch die Maßnahmen auf geistigem Gebiete. Dem regsamen Volke sollen die Verbindungen mit dem Muttervolke abgeriegelt werden. Zeitschriften und Bücher werden beschlagnahmt, die Einfuhr geistiger Kost wird erschwert und besonders nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler werden diese Verbote verschärft und unerträglich. Nur heimlich gelangen die Werke nationalsozialistischen Gedankengutes über die Grenzen und werden ebenso heimlich gelesen und von Hand zu Hand weitergegeben. Wie ein beglückendes Feuer brennt dieses Gut in unsere Herzen; kommen doch diese Gedanken unserer Sehnsucht entgegen.
Im Sudetengebiet ist schon früh eine Volksbildung organisiert worden, die Heim und Volkstum in den Mittelpunkt stellt. Turnvereine, Bund der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien, Deutscher Kulturverband: das sind die Stätten, die zu wahrhaften Volksbildungsschulen werden, in denen der Gemeinschaftsgedanke längst zur Tat gereift ist.
Und als die tschechoslowakischen Volksbildungsgesetze, seit 7. Feber 1919 immer wieder erneuert und ergänzt, die Erwachsenenbildung forderten, greifen die Volksbildungsorganisationen die staatlichen Handhaben auf und wo es angeht, werden in die staatsbildenden Vorträge geschickt alle jene eingebaut, die der völkischen Grundlage nicht entbehren.
Es sind vor allem die Gedanken der „Heimatbildung“, wie sie von Prof. Dr. Emil Lehmann nicht nur aufgeworfen, sondern auch zur Verwirklichung gebracht wurden. Lehmann konnte im sudetendeutschen Gebiete auf festem Grunde aufbauen, denn wichtige Vorarbeiten für seine Forderungen waren schon in den Jahrzehnten vor dem Weltkriege geleistet worden. Die verschiedenen Heimatkunden, wie sie von den Lehrervereinen herausgegeben worden waren, heimatkundliche Zeitschriften und Veröffentlichungen einzelner Heimatforscher hatten ein vielfältiges Ergebnis bereitgestellt, das nur im neuen Lichte zu organisieren und zu verwenden war.
Lehmann ging über die Arbeit des Heimatforschers hinaus, machte sie erst wertvoll und gestaltend, indem er das Wissen um die Heimat für die Erwachsenenbildung auszuwerten aneiferte. Durch dieses Wissen sollte der bewußt heimatverwurzelte Mensch herangezogen werden, der der Heimat das deutsche Gepräge mit seiner ganzen Kraft verantwortungsvoll zu erhalten hatte.
Es war ein Glück für die gesamte Heimatbewerbung, daß sich ihr ein Mann zur Verfügung stellte, der als Verleger die notwendigen Schriften zur Veröffentlichung brachte und mit nie erlahmendem Idealismus alle Opfer auf sich nahm, die von dem Herausgeber derartiger Werke gefordert wurden.
Franz Kraus hat in einer Zeit, da sich schier die ganze Öffentlichkeit wider den Heimatgedanken verschworen zu haben schien, da das Schlagwort vom „Weltbürger, der zu erziehen sei“ nicht laut genug in die Welt geschrien werden konnte, eine scheinbar verlorene Fahne hochgehoben und in den Wind gerissen. Und siehe, um diese Fahne sammelt sich zunächst ein bescheidenes Häuflein von Menschen, die man zunächst auch verlacht und verspottet, denn der Lauf der Welt geht zunächst gerade in entgegengesetzter Richtung. Aber das Trüpplein wächst und wächst und allmählich stoßen aus allen Gauen Gleichgesinnte hinzu. In wenigen Jahren ist eine Gefolgschaft von dem Heimatgedanken Ergebenen und für ihn Kämpfenden herangewachsen, die weiß, daß all ihr Tun und Streben trotz dem Widerspruch der Besserwisser und Gegenwartsjäger zum Ziele reifen wird.
Schon im Jahre 1919 hat Franz Kraus den „Sudetendeutschen Verlag“ gegründet und diesen Namen, der später auf das ganze ehemalige „deutschböhmische“ Gebiet überging, auch gegen den Willen der Behörden durchgesetzt.
Franz Kraus selbst stammt aus Westböhmen. Er wurde am 4. Oktober 1879 in Chotieschau (Bezirk Mies) als Sohn des Steigers Franz Hermann Kraus geboren. Nach der Schulzeit entschied er sich für den Beruf des Buchhändlers und trat 1894 in die Buchhandlung W. Steinhauser in Pilsen als Praktikant ein. 1900–1902 war er in der Polytechnischen Buchhandlung Weyers-Kaatzer in Aachen beschäftigt. Seine eigentliche Lebensarbeit aber begann erst, als er 1902 als Gehilfe in der J.G. Calveschen Hof- und Universitätsbuchhandlung in Prag eintrat. Durch seinen Fleiß, seine Umsicht und seine Tatkraft rückte er bald zum ersten Sortimenter auf und wurde endlich 1911 mit der Vertretung des Inhabers betraut. Im Herbst des gleichen Jahres übernahm er besonders den Vertrieb der Monatsschrift „Deutsche Arbeit“, die von der „Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen“ herausgegeben wurde und das geistige und künstlerische Antlitz des Sudetendeutschtums vor der Welt zu zeichnen hatte. Gerade durch den Verkehr mit jenen Männern, die an der Spitze dieser Bewegung standen, erhielt Franz Kraus nicht nur Einblick in die Vorgänge innerhalb des Sudetendeutschtums, sondern sein Blick schärfte sich auch für die Notwendigkeit aller volksbildnerischen Arbeit und er blieb wach, da er merkte, wie brach dieses Gebiet noch lag und wieviel ernste Tätigkeit hier noch zu leisten war.
Der Weltkrieg riß auch ihn, wie so viele andere aus der beschrittenen Bahn. Zunächst beteiligte er sich an der Versendung der „Deutsch-österreichischen Grüße ins Feld“, deren Schriftleitung der Wiener Fritz Stüber-Günther betreute und deren Herausgabe der „Deutsche Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse“ vornahm. Viele Zehntausende dieser „Grüße ins Feld“ und der von dem Vereine veröffentlichten „Gemeinnützigen Vorträge“ gingen ins Feld. Bald meldete sich Franz Kraus freiwillig zum Militärdienst, da er aber nicht gedient hatte, wurde er zurückgestellt. Da übernahm er freiwillig die Leitung der Filialkanzlei des Roten Kreuzes in Prag. Endlich aber wurde er 1915 doch assentiert und wurde als Landsturm-Infanterist des Inf.-Reg. Nr. 92 zum 1. Albanischen Gendarmerie-Streifzug abkommandiert, in dem er bis 1917 verblieb. Dann wurde er von den Skoda-Werken in Pilsen zugeteilt, wo er Kriegsdienst bis zum März 1919 versah. 1916 ist er mit dem Roten-Kreuz-Ehrenzeichen II. Klasse mit der Kriegsdekoration ausgezeichnet worden.
Nach dem Umsturz schien ihm Prag kein geeigneter Boden für seine buchhändlerische und verlegerische Tätigkeit. Zudem hatte der neue Staat das Palais Clam-Gallas in Prag, in dem die Räume der „Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen“ und das Verlagsunternehmen der „Deutschen Arbeit“ untergebracht war, beschlagnahmt. Und als auch das Palais der „Deutschen Landeskommission für Kinderschutz und Jugendfürsorge in Böhmen“ zu Prag auf der Kleinseite, wo die „Gesellschaft“ Unterschlupf gesucht hatte, der Beschlagnahme verfiel, wurde Reichenberg zum neuen Standorte gewählt, wo – wie schon erwähnt – der „Sudetendeutsche Verlag“ seine Gründung erfuhr.
Vom äußeren Leben des Verlegers Franz Kraus wäre zu erwähnen, daß er 1922 als geschäftsführender Gesellschafter Mitgründer des Nordböhmischen Verlages G.m.b.H. wurde, der sich besonders der Pflege des deutschen Schulbuches in der Tschechoslowakei annahm. In diesem Jahre erließ er in dem von ihm herausgegebenen Fachblatt „Der Buchhändler“ (für die Buchhändler-Organisationen in der Tschechoslowakei) einen Aufruf an die hiesigen deutschen Verleger, je ein Stück ihrer Veröffentlichungen der zukünftigen sudetendeutschen Universitätsbücherei zu überlassen. Da aber die Übersiedlung der Hochschule nach Reichenberg unterblieb, widmete er die bereits eingegangenen Werke der „Bücherei der Deutschen“, Die weiteren Eingänge verzeichnete er zunächst im „Buchhändler“, gab sie aber seit 1931 in Jahresbänden gesammelt als „Deutsche Bibliographie“ heraus.
Franz Kraus war aber auch innerhalb der Buchhändlergilde nicht müßig. Schon 1901 wurde er Mitbegründer des Vereins jüngerer Buchhändler „Netto“ in Aachen. Und besonders rührig wirkte er als Obmann des Prager Vereines deutscher Buchhändler „Conform“, den er zu neuem Leben erweckte und 17 Jahre (bis 1919) leitete. Dieser Verein verfolgte im tschechischen Sprachgebiete die Aufgabe, besonders gegen den aus Wien vordringenden Marxismus anzukämpfen und jederzeit die Belange des Deutschtums hochzuhalten. Später wurde Franz Kraus Ausschußmitglied und Obmannstellvertreter des Gremiums der Buchhändler in Aussig und Ausschußmitglied des Verbandes der deutschen Buchhändler und Verleger in der Tschechoslowakei. Außerdem hatte er das Aussiger Gremium bei der Dachorganisation aller Gremien in der Tschechoslowakei bei der „Vereinigung der Gremien in Prag“ zu vertreten. Und endlich, als das Sudetenland heimkehrte ins Mutterreich, wurde Franz Kraus zum Gauobmann für den deutschen Buchhandel und darüber hinaus zum Landesleiter der Reichsschrifttumskammer, Gau Sudetenland, ernannt.
Wahrlich, eine schier unübersehbare Fülle an Arbeit und Verpflichtungen! Und sie macht es glaubhafter, wenn wir erfahren, daß dieser Mann eigentlich nie einen Ruhetag in seinem Leben gekannt hat. Sommerfrischen, Urlaube, Ausspannen sind für den heute Sechzigjährigen, der rüstiger als ein Junger an seine Arbeit geht, unbekannte Begriffe. Und erst wenn wir erfahren würden, wieviele Arbeitsstunden sein Tag zählt!!
So vielfältig sich sein äußeres Arbeitsgebiet darstellt, sein inneres Werden kennt nur eine bestimmte Richtung. Sie ist kennzeichnend für den Deutschen und besonders für den Sudetendeutschen. Jeder Entwicklungsabschnitt hängt irgendwie mit dem Volkstum zusammen. Von der Sprachgrenze her kannte er den hartnäckigen nationalen Gegner, wußte um seine Kampfesweise und ging ihn unerschrocken an. Nicht Verteidigung allein, sondern unentwegter Angriff: so lautet der Leitspruch seines Lebens. Deshalb ist er auch schon frühzeitig in den völkischen Kampfverbänden Bund der Deutschen und Deutscher Kulturverband (früher Deutscher Schulverein) tätig. Als glühender Anhänger Georg Ritter von Schönerers darf er mit dem kleinen Anhängerkreis zu Pilsen alle Versammlungsreisen dieses Mannes in der Pilsner Gegend miterleben. Und es ist ganz selbstverständlich, daß er die für das österreichische und sudetische Deutschtum wichtigen Sturmjahre 1897, 1907, 1908 und 1914 mit glühendem Herzen durchficht und mit inbrünstiger Teilnahme durchkostet.
Und nun, eingeengt, widerrechtlich eingepfercht in einen Staat, bindet er sich um so inniger an sein Sudetendeutschtum und an dessen Schicksal. Aber er will nicht, daß dieses Schicksal ein niedergehendes wird, sondern er will mithelfen, seinem Volke den Platz an der Sonne der Freiheit wiederzugewinnen.
Und es ist wie ein Wunder! Mitten unter den Gewalthandlungen der tschechischen Machthaber, unter den Augen der Polizei und der Behörden, wächst dieser „Sudetendeutsche Verlag“ zu einem gestaltenden Mithelfer der sudetendeutschen Entwicklung heran. Seine Arbeit schreit ihre Wirkungen nicht hinaus, sie geschieht still aber mit jener unaufhörlich strömenden Kraft, die schließlich doch Siegerin werden muß, weil sie aus ewigen Quellen des Volkstums gespeist wird.
So bildet sich nach und nach in allen Einzelzügen das Antlitz dieses Verlages, das um so herber, gefestigter und entschlossener wird, je stärker der Griff der tschechischen Machthaber das Sudetendeutschtum zu gefährden scheint.
Den Mittelpunkt für den Verlag gibt die von Lehmann herausgegebene Zeitschrift „Heimatbildung“, die das Sudetendeutschtum zu wahrhafter volksbildnerischer Tätigkeit auf den Grundlagen von Volk und Heimat aufruft. Sie blieb aber nicht die einzige Zeitschrift des Verlages, der jedoch alle seine Veröffentlichungen irgendwie mit den Bestrebungen dieser Zeitschrift verband, nach ihnen ausrichtete, so daß das gesamte Unternehmen einheitlich auf- und ausgebaut wurde und kein anderes Ziel kannte, als dem Sudetendeutschtum zu dienen.
Eigens für das Sudetenland wurde der „Buchhändler“ geschaffen, der bereits auch 1919 zu erscheinen begann und das sudetendeutsche Schrifttum erfaßte. Als satirisch-politische Zweiwochenschrift erschien 1919–1924 der „Rübezahl“, der im politischen Kampf manch gutsitzenden Hieb austeilte. „Buch und Volk“ (1923 bis 1927) widmete sich vornehmlich dem sudetendeutschen Büchereiwesen und war besonders für die heimischen Buchwarte bestimmt. 1925 begann die „Sudeta“ zu erscheinen als Blatt für die heimische Vor- und Frühgeschichte. Ihre Bedeutung und Notwendigkeit wuchs zusehends. Sudetendeutsche Kunst kam erst ab 1936 in den „Beiträgen zur Klaviermusik“ zur Geltung und seit 1938 in „Kunst und Handwerk“.
Für die geistige Leistung der Sudetendeutschen wird die ab 1931 erschienene „Deutsche Bibliographie“ stets wertvoll bleiben, weil sie die Nachweise zu den Veröffentlichungen in den Sudetenländern jahrgangsweise sammelt.
Die „Heimatbildung“ selbst ergänzte sich durch zehn verschiedene Schriftenreihen und befruchtete mit ihnen Volksbildung und Heimatbewegung. „Der Volksbildner“ erörterte in 8 Bändchen grundsätzliche Fragen. Die Reihe „Sudetendeutsches Volk und Land“ (14 Hefte) brachte Beiträge zur Geschichte des Sudetendeutschtums, führte zu Quellen, stellte Statistiken zusammen und berücksichtigte auch die Schutzarbeit. Die „Sudetendeutschen Heimatgaue“ (45 Hefte), wohl die verbreitetste und volkstümlichste dieser Sammlungen, trug Kunde von Land und Leuten einzelner sudetendeutscher Siedlungsgebiete bis weit über die Grenzen. In der „Erbtruhe“ (3 Bücher) barg sich heimisches Märchen- und Sagengut. 21 verschiedene Hefte flatterten als „Flugschriften zu Heimatschule und Volkserziehung“ hinaus. Der „Ratgeber für Volksbildner“ sprang mit technischen Anleitungen bei, gab Ratschläge für Aufbau und Arbeit und wies unermüdlich auf das Ziel der sudetendeutschen Volksbildungsentwicklung hin, widmete sich aber auch dem Bühnenwesen und der Volkshochschule. Die „Volksbildnerischen Tagungshefte“ (5) waren Rechenschaftsberichte und Ergebniszusammenfassungen zugleich, berücksichtigten aber auch Arbeitslager, Jugendfürsorge und Schutzvereine. Die „Wünschelrute“ (11 Hefte) schenkte als jeweiliges Jahrbüchlein der „Heimatbildung“ nicht nur Übersicht über die Bewegung, sondern nahm auch schöngeistige Arbeiten auf. Sie widmete sich jedesmal einem bedeutenden Führer des Sudetendeutschtums. Ungemein wertvoll sind heute noch die beiden „Handbücher“, von denen das erste die grundlegenden Darlegungen über die Heimatbewegung bringt, während das zweite Selbstdarstellungen der sudetendeutschen Bildungsstellen über ihre Arbeit zusammenstellt. Gerade dieses muß als ein hochwertiger Beweis der sudetendeutschen kulturtragenden Arbeit gewertet werden. Endlich vereinigte die „Sudetendeutsche Bücherei“ heimisches Erzählgut und die erste volkstümliche Geschichte der Sudetendeutschen. Mehrere Kapitel zum Kampfe um die Prager deutsche Universität enthält die Reihe „Weitere Schriften zur sudetendeutschen Kulturarbeit“.
Im Rahmen des Verlages erfuhr auch die Welt der sudetendeutschen Dichter eine besondere Pflege. Zu Erzählbänden gesellten sich Gedichtsbücher und Bühnenstücke, aber auch die Mundartdichtung vieler heimischer Gaue ist vertreten. Ein besonderes Verdienst ist die Herausgabe sudetendeutscher Tonschöpfungen, Volkslieder u.ä., die für Feste und Feiern gern herangezogen werden sollten.
Außerhalb dieser verschiedenen Sammlungen stehen Werke der Wissenschaft, die sich mit der Deutung der sudetendeutschen Dichtung befassen, Quellen zur heimatlichen Geschichte aufzeigen, Recht und Wirtschaft sowohl der Tschechoslowakei als auch des Sudetenlandes in Untersuchungen klarlegen und verschiedene andere Stoffe heranziehen.
Zu den bedeutendsten und in ihrer Wirkung nachhaltigsten Sammlungen des Verlages gehören die „Bibliothek deutscher Schriftsteller aus Böhmen, Mähren und Schlesien“ und die „Beiträge zur sudetendeutschen Volkskunde“. Die erste schenkt uns in 25 Bänden die wissenschaftlich einwandfreie Stifter-Ausgabe, mit der sich der Verlag allein schon ein unschätzbares Verdienst um das Sudetendeutschtum erworben hätte, und dann die 16 Bände anderer heimischer Schriftsteller aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Kriege bis ins 19. Jahrhundert. Die zweite Sammlung (32 umfangreiche Hefte) ist eine reichhaltige Fundgrube zu den sprachlichen und gegenständlichen Äußerungen unserer heimischen Volksseele. Aus ihr kann gerade unsere Zeit, die den Menschen an Blut und Boden bindet, viele Anregungen schöpfen. Sie wird staunend merken, welch gute Vorarbeit hier bereits geleistet worden ist.
Unschätzbare Beiträge zur Begründung des sudetendeutschen Anrechtes auf die heimische Scholle bringen das „Sudetendeutsche Archiv“ (3 Bde.), das „Sudetendeutsche Flurnamenbuch“ (3 Bde.) und schließlich die „Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste in Prag (2 Hefte), ebenso die „Forschungen zur deutschen Kunstgeschichte Böhmens“ (6 Bde.).
Endlich gedenken wir noch der mehr als 30 Bände umfassenden Veröffentlichungen, die als „Schriften der Anstalt für Sudetendeutsche Heimatforschung“ erschienen sind und besonders sudetendeutsche Vorgeschichte, sudetendeutsche Geschichtsquellen behandeln, sudetendeutsche Mundarten untersuchen, das sudetendeutsche Ortsnamenbuch bezirksweise erbringen und auch auf die Herausgabe einzelner Bezirksheimatkunden Einfluß nehmen.
Eine Sonderstellung nehmen die „Prager deutschen Studien“ (48 Bde.), die „Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte“ (14 Bde.) und die „Prager Studien aus dem Gebiete der Geschichtswissenschaft“ (19 Bde.) ein, da nicht alle besonders sudetische Stoffe behandeln, aber darlegen, wie unsere heimische Wissenschaft arbeitet und Fragen angeht.
Fürwahr ein reiches Ackerfeld, das hier innerhalb der letzten zwanzig Jahre nur in Teilgebieten übernommen werden konnte, zum allergrößten Teile aber als Neuland geschaffen werden mußte. Ja, oft schien es, als sei das ganze Unternehmen eine Insel in dem wahnwitzig gewordenen Meere des Materialismus, das alle völkischen Bestrebungen zu ersticken drohte. Der Verleger aber hielt aus und kämpfte als ein wahrer Bannerträger des Heimatgedankens. Es ist schier unfaßbar, woher er oft die Mittel nahm, Werke herauszubringen, die zunächst für eine geringe Zahl von Abnehmern bestimmt sein konnten. Aber Franz Kraus schaffte es. Und die Insel trotzte allen Stürmen und Brandungen, ja sie hob sich zusehends und gewann Boden und schließlich die Verbindung zum Festland. Heute steht sie mitten im großdeutschen Vaterland als ein stolzes Wahrzeichen sudetendeutschen Kampfeswillens und Selbstbehauptens.
Einheitlich im Aufbau und in der Ausrichtung, einheitlich in der Methode der Arbeit, einheitlich in der Wirkung, kann der Verlag als Beispiel für eine volksgetreue Tätigkeit gelten. Als Franz Kraus die ersten Schritte als Verleger unternahm, schrieb er auf seine Fahne die Losung „Heimatbildung“. Und dieser Losung hat er den Schwur gehalten mit unermüdlicher Kraft. Selbst, wenn es oft hart auf hart ging, er biß die Zähne zusammen und hielt durch. Heute nach zwanzigjähriger Arbeit, da die Heimat frei von fremdvölkischem Drucke atmet, darf er sich sagen, daß er wesentlich mitgeholfen hat, Lehmanns Gedanken der Heimatbewegung in die Tat umzusetzen, die Heimat im Sinne jenes Großen bilden und formen zu helfen, den wir alle verehrend und dankbar unseren Führer nennen und der durch sein Werk alle Arbeit im Dienste der Heimat geadelt und ihr den richtigen Sinn erfüllend geschenkt hat.
Wenn heute Franz Kraus an seinem sechzigsten Geburtstage seine Leistung überschaut, so muß sie ihn mit Stolz und Freude erfüllen. Die schweren Jahre bitteren Leides, aufrechten Kampfes und einer Pflichterfüllung, die jederzeit für Volk und Heimat das Äußerste wagte, er wird sich ihrer gern erinnern, denn auf seiner Arbeit lag zuletzt doch der Segen des Geschickes, der sich keinem versagt, der unbeirrt seinem Ideale wahrhaft treu bleibt.
Sein Werk hat wesentlich am Wiederaufbau des Sudetendeutschtums mitgeholfen. Braucht es eines besseren Dankes? Und dieses Dankes möge sich der Doppeljubilar mit wahrem Stolze freuen. Daß er darnach seine Hände nicht müßig in den Schoß legen wird, ist sicher, denn er ist und bleibt eben doch der sudetendeutsche Verleger Franz Kraus!