Kraus Sudetendeutscher Verlag

Sudetendeutscher Verlag Franz Kraus, Reichenberg.
In: Handbuch der sudetendeutschen Volksbildung: Kulturpolitisches Handbuch in Selbstdarstellungen d. sudetendeutschen Verbände. Herausgegeben im Auftrage der „Gesellschaft für Deutsche Volksbildung in der Tschechosl. Republik“ von Emil Lehmann. Reichenberg: Sudetendeutscher Verlag Franz Kraus 1931, S. 538–540.

Über die Entstehung des Sudetendeutschen Verlages berichtet sein Gründer und Inhaber Franz Kraus in der Festschrift zum zehnjährigen Bestand („Die Wünschelrute“ für 1930).

Das Palais Clam-Gallas in Prag, das bis dahin die „Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen“ und ihre Zeitschrift „Deutsche Arbeit“ beherbergt hatte, wurde beschlagnahmt. Die Gesellschaft fand im Palais der Deutschen Landeskommission für Kinderschutz und Jugendvorsorge auf der Kleinseite Unterkunft. Als auch dieses beschlagnahmt wurde – vom Kriegsministerium bis heute noch nicht freigegeben, das Haus einer Fürsorgestellte für die Ärmsten der deutschen Jugend! – übersiedelte die Deutsche Landeskommission nach Reichenberg und nahm in entgegenkommender Weise die Bestände der „Deutschen Arbeit“, dessen Verlag Buchhändler Franz Kraus führte, mit.

Im Zuge der Bestrebungen, die Hochschule der Gefährdung durch das Prager Tschechentum zu entrücken und die Universität nach Reichenberg zu verlegen, wählte auch Franz Kraus Reichenberg als Wohn- und Wirkungsplatz. Er richtete hier eine Buchhandlung ein und gründete den „Sudetendeutschen Verlag“. Diese Bezeichnung hat viel mit dazu beigetragen, das Wort „sudetendeutsch“ bei uns einzubürgern. Im Jahre 1922 folgte als gemeinsame Gründung der „Nordböhmischen Verlag“ als reiner Schulbuchverlag.

Der „Sudetendeutsche Verlag“ vereinigt eine beträchtliche Zahl der für das Sudetendeutschtum wichtigen Schriften und Schriftenreihen.

Er betreut die großen wissenschaftlichen Veröffentlichungsreihen der früheren „Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen“, die ihren Namen in „Deutsche Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechosl. Rep.“ änderte, sowie sonstige Prager Hochschulveröffentlichungen.

Genannt seien insbesondere:

Die „Bibliothek sudetendeutscher Schriftsteller“. (38 Bände, darunter die dem Abschluß entgegengehende Gesamtausgabe von Adalbert Stifters Werken in 24 Bänden.)
Beiträge zur sudetendeutschen Volkskunde. (Begründet von Prof. Dr. A. Hauffen, bisher 19 Bände.)
Prager deutsche Studien. (Hauptsächlich Literatur- und Sprachwissenschaft, Band 27 bis 44.)
Prager Studien aus dem Gebiete der Geschichtswissenschaft. (Bisher 19 Bände.)
Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte. (Fünf Bände).
Forschungen zur deutschen Kunstgeschichte Böhmens. (Sechs Bände, davon drei vergriffen.)

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Nach dem Umsturz erwies sich die Verbindung mit der neuen Heimat- und Volksbildungsbewegung als eher fruchtbar. Sie wurde auf der Böhmerlandwoche in Triebsch bei Leitmeritz, Sommer 1919, angebahnt.

Während andere Zeitschriften des Verlags über ein paar Jahrgänge nicht hinauskamen, hat sich die von E. Lehmann und J. Blau geleitete

„Heimatbildung“, Monatsblätter für heimatliche Volksbildung behauptet. Ihre bisher 12 Jahrgänge geben einen unentbehrlichen Überblick über die neue sudetendeutsche Bewegung und insbesondere über die Entwicklung der Bildungsarbeit und Heimatpflege.

In ihrem Gefolge erschienen neue volkstümliche Schriftenreihen: Sudetendeutsche Bücherei (5 Bändchen); Sudetendeutsche Heimatgaue (42 Hefte); „Der Volksbildner“ und „Die Erbtruhe“ (8 Bändchen); Flugschriften zur Heimatschule und Volkserziehung (13 Hefte); „Ratgeber für Volksbildner“ (5 Hefte); Volksbildnerische Tagungshefte (5 Hefte).

Die „Heimatbildung“ ist das Mitteilungsblatt der „Gesellschaft für deutsche Volksbildung in der Tschechosl. Rep.“ und des „Deutschen Verbandes für Heimatforschung und Heimatbildung“.

In Verbindung damit wurden auch übernommen die Schriften der Anstalt für Sudetendeutsche Heimatforschung in Reichenberg, Handbücherei des sudetendeutschen Heimatforschers.

Eine dritte Gruppe von Verlagswerken stellen die Einzelveröffentlichungen vor, die Werke aus den Gebieten der Wissenschaft, der Volksbildung, des Schulwesens, aber auch lyrische, epische und dramatische Schöpfungen sudetendeutscher Dichter umfassen.

Die Übersicht über die Verlagswerke ist in der Festausgabe der „Wünschelrute“ 1930 zum zehnjährigen Bestand des Verlages enthalten.

Die Buchhandlung des Verlages ist heimatkundlich eingestellt und kulturell wirksam; sie beliefert Schulen, Büchereien und Körperschaften.