Geschäftsbericht 1934

Geschäftsbericht des Verbandes über das Jahr 1934.
In: Der Buchhändler, 16. Jg., Nr. 28/30, 1.–20. Oktober 1935, S. 106.

Der Verlag.

Der Verlagstätigkeit in der Tschechoslowakei waren von jeher enge Grenzen gezogen, daran hat sich auch im Berichtsjahre nichts geändert. Die einzige und anhaltende Bewegung ist in jüngster Zeit der Zeitschriftenverlag, der jedoch keine weiteren Ausbaumöglichkeiten aufweist, die Herstellung von Inlandsauflagen ist bei der Differenziertheit des Bedarfes der Bevölkerung trotz der Verbote fast nahezu aller ausländischen Wochen- und Monatsschriften unmöglich. Der Buch-, Jugendschriften- und Bilderbuchverlag bewegt sich im bescheidenen Rahmen und der Schulbuchverlag war von jeher das Sorgenkind. Die langfristige Investierung von Kapitalien in diesem Zweig, die starke Abhängigkeit in der Kalkulation von amtlichen Stellen beengt eine freie verlegerische Tätigkeit, wie wir sie beim schöngeistigen Verlag kennen und kann infolgedessen mit den Rabattsätzen und der Kreditgewährung des vorgenannten Verlagszweiges nicht Schritt halten.

Ein Umstand soll hier besonders hervorgehoben werden. In unserem Staatsgebiete gibt es eine Unzahl von nicht berufsmäßigen Verlegern, die der Zahl nach mehr Erscheinungen auf den Markt werfen, als der berufsständige und auf eine Idee aufgebaute Verlag herauszugeben vermag. Der dranghafte Wunsch, sich gedruckt zu sehen, der viel größer als das Können ist, kann von den zahlenmäßig geringen und auch keineswegs kapitalskräftigen Verlegern nicht voll befriedigt werden, es entstehen Selbstverlage mit meist nur sehr wenigen Erscheinungen, die – was für das Sortiment sehr wesentlich ist – direkt, oft ohne daß davon viel bekannt wird, ins Publikum hineingepumpt werden und den Erzeugnisse des regulären Verlages den Weg verstopfen.

Der reichsdeutsche Verlag, dessen Erzeugnisse in unserem Sortiment dominierend sind, ist in ein gewisses Vakuum gekommen, da viele Neuerscheinungen vom Ausland abgelehnt werden, auch wenn sie zur Einfuhr zugelassen sind. So lehnt zum Beispiel das Publikum reichsdeutsche Bauernromane fast durchwegs ab, weil ihnen die Verbundenheit mit unserem Heimatboden fehlt. Auch aus den Berichten anderer Staaten geht hervor, daß für belletristische Neuerscheinungen, soweit sie politisch durchsetzt sind oder zu sehr innerdeutsche Angelegenheiten behandeln, kein Interesse vorhanden ist. Die Interesselosigkeit entspringt keineswegs einer feindlichen Einstellung, der Grund liegt einzig darin, daß die Ideengestalt dieser Literatur dem bücherkaufenden Publikum des Auslandes fremd bleibt.