Geschäftsbericht 1932

Geschäftsbericht des Verbandes über das Jahr 1932.
In: Der Buchhändler, 14. Jg., 11.–21. April u. 1. Mai 1933, Nr. 11–13, S. 38.

Der Verlag.

Auf Grund eines einzigen vorliegenden Berichtes, der noch dazu hinsichtlich der Produktionsbewegung keinen Aufschluß gibt, läßt sich kein umfassendes Bild über die Lage des Verlages geben, wir müssen uns auf der einen Seite an die statistischen Angaben der Ausfuhr halten, auf der anderen Seite die Aussichten des Schulbücherverlages in Betracht ziehen.

Von den statistischen Angaben liegen uns die Ziffern über die Einfuhr von Büchern nach Deutschland vor. Die Tschechoslowakei exportierte:

1931 4669 dz im Werte von 1,655.000 Mark nach Deutschland,
1932 3949 dz im Werte von 1,277.000 Mark nach Deutschland.

Der quantenmäßige Rückgang betrug fast 20%, der wertmäßige Rückgang beinahe 25% gegenüber dem Vorjahre. Da eine gesteigerte Aufnahmefähigkeit im Inlande nicht zu verzeichnen ist, kann angenommen werden, daß die Rückgänge im Verlag über 10% liegen werden. Nach Österreich steht die Tschechoslowakei in der Aufstellung der nach Deutschland exportierenden Staaten, allerdings ist es im Berichtsjahre den ausgeführten Werten nach, schon von der Schweiz überflügelt worden.

Der Schulbuchverlag, der sich ständig bemüht, den Unfug des Schulbuchverleihwesens zu bekämpfen, vermag keine nennenswerte Besserung zu vermerken. Die Konkurrenz der Staatlichen Verlagsanstalt (Gewährung von Begünstigungen bei direktem Bezug), gegen die der tschechische Privatschulbuchverlag wiederholt Beschwerde führte, erfaßt in ihren Auswirkungen nicht nur den Privatverlag, sondern auch unser Sortiment. Die Verlagstätigkeit auf dem Gebiete des Mittelschulbuches ist durch die bevorstehende, immer noch nicht abgeschlossene Schulreform lahmgelegt. Zur Illustrierung dafür, daß bei der bevorstehenden sukzessiven Neueinführung von Lehrbüchern an Mittelschulen auch der Absatz in den Einführungsjahren weder die Kassen der Verleger, noch die der Sortimenter füllen wird, sei erwähnt, daß nach statistischen Feststellungen die Tschechoslowakei 79 deutsche Mittelschulen mit 18.900 und zehn Lehrerbildungsanstalten mit 1051 Schülern aufweist. Diese Zahlen allein lassen schon erkennen, daß die Auflagenziffern sehr bescheiden sein werden, selbst wenn Konkurrenzausgaben vermieden werden könnten.

Hinsichtlich des schöngeistigen und juridischen Verlages wäre zu berichten, daß sich die Neuproduktion in bescheidenen Grenzen hält und streng darauf bedacht ist, die Aufnahmemöglichkeiten nicht zu überschätzen. In einem Falle beschritt ein Verlag zur Abstoßung seiner juridischen Verlagswerke den Weg eines Abkommens mit dem Justizministerium, das den in Staatsdienst stehenden Juristen die Möglichkeit eines Bezuges zu verbilligten Preisen gab. Im Wege der Verhandlungen ist es dem Verband gelungen, eine Ausschaltung des Sortimentes bei dieser Maßnahme zu verhindern. Der Verlag hat in entgegenkommender Weise den durch das Sortiment gehenden Bestellungen erhöhten Rabatt zugebilligt, so daß bei den Verkäufen der gleiche Rabatt wie beim Bezug durch das Justizministerium seitens des Sortimentes gewährt werden konnte.

Im allgemeinen verlief der Verkehr des Verlages mit dem Sortimente reibungslos. Gegenstand ständiger Auseinandersetzungen war nur die Bezahlung von Verzugszinsen, die zu berechnen der Verlag gezwungen ist. Die Remittenden sind oft sehr bedeutend und werden öfters ohne vorherige Rückfrage an den Verlag eingesandt. Von Seiten des Sortimentes wird vereinzelt Beschwerde über die Höhe der Verpackungsberechnung geführt, weiter darüber, daß dem Sortiment bei Rücksendung die Rückrechnung der Umsatzsteuer nicht anerkannt wird.