Geschäftsbericht 1931

Geschäftsbericht des Verbandes über das Jahr 1931.
In: Der Buchhändler, 13. Jg., 1932, Nr. 13–15, S. 52.

Der Verlag.

Im allgemeinen ist eine Änderung der Lage des Verlages gegenüber dem Vorjahre nicht eingetreten, der Umsatz im Inlande hat sich nicht gehoben, die Ausfuhrziffern sind etwas gesunken.

Der Schulbuchverlag, der sich auch heuer wieder mit Erfolg bemühte, durch die Presse an die Eltern zu kommen, konnte vielfach größere Umsätze erzielen. Gewiß hat die Propaganda an manchen Stellen gewirkt, hat manche Eltern zu der Erkenntnis gebracht, daß man seinen Kindern auch wieder Schulbücher kaufen könne, aber das allein hätte die Absatzsteigerung noch nicht bewirkt. In gewissen Zeitabschnitten ist in den Armenbüchereien der Schulen eine Ausrangierung und Auffüllung der Bestände erforderlich, in diesem Jahre ist noch eine Zunahme der Schülerzahl eingetreten, so daß in den Verlagsbetrieben zur Schulbücherzeit ein etwas lebhafterer Betrieb herrschte. Die Verlagsproduktion selbst war gehemmt durch die immer wieder verschobene Mittelschulreform. Es ist daher begreiflich, da durch die verstärkte Nachfrage im August und September die Bestände mancher Schulbücher ausgingen und das Sortiment Schwierigkeiten hatte, den Kaufanforderungen gerecht zu werden. Es wäre unangebracht, dem Verlag deswegen Vorwürfe zu machen, die Reichsorganisation der Mittelschullehrer kennt die Ursachen dieser Vorfälle, sie weiß, daß es für den Verlag bei der Ungewißheit über das Ergebnis der Schulreform nicht immer möglich ist, jetzt Neuauflagen herauszubringen, die in Kürze unbrauchbar sein werden. Es ist ernstlich in Erwägung zu ziehen, ob nicht Verlag und Sortiment für das Schulbüchergeschäft 1932 gemeinsame Vorsorge treffen und Versuche in die Wege leiten sollten, um dort helfend einzugreifen, wo es noch irgend möglich ist. Eine Publikation sämtlicher vergriffener Schulbücher Ende Mai oder anfangs Juni im ‚Buchhändler’, daraufhin eine Inventur des Schulbücherlagers durch das Sortiment mit Meldung vorhandener Lehrbücher, die beim Verlage schon vergriffen oder in Kürze ausgehen werden, wird notwendig sein. Der Verlag wird zwar die Bestände nicht zurücknehmen können, aber er wird im Bedarfsfalle die Besteller an noch vorhandene Bezugsquellen verweisen. Es ist sicher, daß mit dieser Maßnahme Mängel, die dadurch entstehen, daß zur Zeit die Drucklegung von Neuauflagen unmöglich ist, nicht voll beseitigt werden können, aber sie werden überfüllte Lager leeren und zwangsmäßige Neuauflagen, für die kein sicherer Absatz mehr vorhanden ist, verringern.

Auf dem Gebiete schöngeistiger Literatur ist so gut wie keine Neuproduktion zu verzeichnen, juristische Werke, Gesetzübersetzungen und Kommentare, für die ein nicht allzu großes Absatzgebiet vorhanden ist, erforderten große Kapitalsinvestierungen, es ist hier auch eine rege Verlagstätigkeit zu verzeichnen, aber durch die Konkurrenz von Wirtschafts- und Gewerkschaftsorganisationen auf diesem Gebiete ist der Absatz nicht befriedigend.

Die Verlagsübernahme von Heimatliteratur ist eine undankbare Aufgabe, der hiefür empfängliche Aufnahmekreis ist zu gering und wird zu stark mit Erscheinungen von Selbstverlagen, die als Funktionäre von Vereinen diese in die Propaganda einspannen, überflutet. Die öffentlichen Einrichtungen wie Behörden, Schulen u. dgl. sind nicht genügend dotiert, um als sicherer Abnehmer angesehen zu werden.

Der Bilderbuchverlag mag in diesem Jahre noch mit dem Absatz zufrieden gewesen sein, aber auch hier scheint sich eine Wendung vorzubereiten, die Meldungen aus Sortimenterkreisen, die von einem geringeren Absatz an Bilderbüchern sprechen, verdienen Berücksichtigung.