Geschäftsbericht des Verbandes über das Jahr 1930.
In: Der Buchhändler, 12. Jg., 1931, Nr. 10–12, S. 42.
Der Verlag
Das Jahr 1930 war auch für den Verlag ein Rückschlag. Wenn man mit dem Abgang der Verlagserzeugnisse in den ersten Monaten des Jahres noch zufrieden sein konnte, so ging es aber gegen Sommer zu rapid zurück. Eine Belebung brachte erst wieder das Weihnachtsgeschäft. Der Gesamtumsatz im Verlage mit gemischter Produktion ist gegen 1929 gesunken, im reinen Schulbuchverlag hielt er sich zum Teil auf der gleichen Höhe, zum Teil erfuhr er eine Senkung bis zu 10 Prozent. Ein Absatzrückgang war in jenen Schulbuchverlagen zu bemerken, die mit Rücksicht auf die bevorstehende Schulreform der voraussichtlichen Lehrplanänderung ihre Produktionstätigkeit in verschiedener Hinsicht einschränken mußten, während die Verlage, die noch größere Auflagenvorräte zur Verfügung hatten, durch die aufsteigenden Schülerzahlen die Umsatzziffern des Vorjahres erreichten.
Der Verkehr zwischen Verlag und Sortiment verlief in alter Freundschaft, die Zahlungs- und Kreditverhältnisse mußten teilweise eine Verschärfung erfahren. Die Zahlungen gingen zäher ein, eine gesteigerte Kreditinanspruchnahme ist zwangsläufig eingetreten, nicht allein infolge der Wirtschaftskrise, sondern der Einkaufsmethoden einer Reihe von Sortimenten. Im allgemeinen muß anerkannt werden, daß das Sortiment große Anstrengungen machte, um bei dem verringerten Umsatz seinen Verpflichtungen nachzukommen und daß dieser Teil naturgemäß von der Verschärfung der Zahlungs- bezw. Kreditbedingungen nicht betroffen wurde. An den verhältnismäßig wenigen Ausgleichen im Buchhandel war der Verlag zum Teil trotz größter Vorsicht als Leidtragender beteiligt.
Die Produktion der deutschen Verlage der Tschechoslowakei war auch 1930 gering. An Belletristik erschienen nur kleinere Sachen, ein großes Verlagsunternehmen mit entsprechenden Auflagenziffern ist, wie die Verhältnisse liegen, nicht zu halten. Der Verlag an Heimatliteratur bewegt sich entsprechend der Bevölkerungszahl in mäßigen Bahnen, desgleichen ist die Herausgabe von Uebersetzungen der Gesetzesausgaben für den Umsatz unbefriedigend und dadurch verschärft, daß sich nicht nur mehrere Verlage, sondern auch Körperschaften, Vereine und Private in dieses Gebiet teilen und dadurch die Auflagenziffern einschränken. Befriedigung bietet eigentlich nur der Jugendschriften- und Bilderbuchverlag, der weitere Fortschritte zu verzeichnen hatte. Er deckt bereits einen größeren Teil des Inlandbedarfes und ist dabei exportfähig.