Geschäftsbericht des Verbandes über das Jahr 1926.
In: Der Buchhändler, Nr. 11, 1927, S. 47.
c) Der Verlag
Der Verlag, der sich erst nach dem Kriege in unserem Gebiete in größerem Ausmaße entwickelt hat, ist in seinen Entwicklungsmöglichkeiten durch geringe Ausfuhr und geringe Konkurrenzkraft gegenüber dem reichsdeutschen Verlag in seiner Entwicklung an fast feststehende Maße gebunden. In erster Reihe fällt ihm die Aufgabe zu, heimische Literatur und Heimatsliteratur (geographischer, mundartlicher und heimatskundlicher Art) herauszugeben. In dieser Hinsicht hat der Aufschwung des heimischen Verlages den Vorjahren gegenüber standgehalten und die Entfaltung hat trotz ungünstiger Verhältnisse Fortschritte gemacht. Der Absatz nach dem Auslande mag für die Zukunft noch größere Möglichkeiten bieten, doch ist nicht außer Acht zu lassen, daß das Zentrum deutscher Verlagstätigkeit auf allen Gebieten Deutschlands ist und die Verbreitung deutscher Literatur von Deutschland in die Welt geht.
Für den Schulbücherverlag gestaltete sich das abgelaufene Berichtsjahr weit schlechter, als vorauszusehen war. Die Unsitte des Bücherverleihens hat sich von Jahr zu Jahr weiterhin gesteigert und unterbindet trotz aller Aufklärung dem Publikum gegenüber, vielleicht, weil diese die eigentlich beteiligten Kreise zu wenig erfaßte, den Schulbücherverkauf immer mehr. Der Absatz an Schulbüchern war außerordentlich gering, eine Anzahl Sortimenter nahm aus wirtschaftlichen Gründen nurmehr feste Bestellungen entgegen und hielt die Schulbücher nicht lagernd. Ein Umschwung auf diesem Gebiete ist auch für die kommenden Jahre kaum oder doch nur in geringem Maße zu erwarten, es muß erst eine Aenderung in der Einschätzung des eigenen Buches, seinem inhaltlichen Werte gemäß eintreten, und diese Wertschätzung auf die an der Schule beteiligten Kreise übergehen, ehe der Vorkriegsstand des Schulbüchermarktes erreicht werden könnte.
Mit Ausnahme des Bilderbuchverlages haben die übrigen Zweige inländischer Verlagsarbeit gegenüber dem Vorjahre keine nennenswerten Unterschiede gezeitigt.
Die Absatzmöglichkeiten belletristischer Erzeugnisse des einheimischen Verlages sind gegenüber dem Vorjahre geringer geworden, obwohl der Verkehr mit dem Sortiment zufriedenstellend war. Die Zahlungs- und Kreditverhältnisse des Sortimenters gegenüber dem Verleger können als geregelt bezeichnet werden. In Berücksichtigung der beiderseitigen wirtschaftlichen Verhältnisse waren beide Teile bemüht, Pflichten zu erfüllen und Rücksichten zu üben.
Auf den reichsdeutschen Verlag, als Hauptbezugsquelle des inländischen Sortimentes, sei in kurzem hingewiesen. Die Bücherproduktion hat in den einzelnen Monaten des Berichtsjahres einen weiteren zahlenmäßigen Aufschwung genommen; der Durchschnittspreis des Buches bewegte sich, trotz einiger extremer Ausnahmefälle, auf der Höhe des Vorjahres. Die Geschäftsverbindung mit dem reichsdeutschen Verlag scheint den statistischen Angaben der Einfuhr nach eine merkliche Besserung (zirka 2%) aufzuweisen. Bei dem infolge der Erhöhung der Produktion eingetretenen Suchen nach neuen Absatzquellen geriet mitunter der reichsdeutsche Verlag mit den Bestimmungen, unserer Gewerbeordnung und dadurch mit dem Sortiment, das durch die straffe Haltung des inländischen Verlages solche Fälle umso ärger empfindet, in Konflikt.
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