Buchhandel Tschechoslowakei

Der Buchhandel in der Tschechoslowakei.
In: Der Buchhandel der Welt. Aufbau, Verkehrswesen, Anschriften des Buchhandels in Europa und USA. In Selbstdarstellungen aus 25 Ländern. Hrsg. von Alfred Druckenmüller. Stuttgart: C.E. Poeschel o.J. [1935], S. 216–225.

Der Buchhandel in der Tschechoslowakei trat im Jahre 1918 als selbständiges Gebilde auf, während er bis zu dieser Zeit organisch dem Buchhandel der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie eingegliedert war. Gleich dem heutigen Buchhandel Österreichs nimmt der Buchhandel unseres Staates, zu dem das Verlagsgewerbe, der Sortimentsbuchhandel einschließlich Antiquariat, Leihbücherei, Lesezirkel, Zeitschriftenvertrieb, der Reise- und Versandbuchhandel, der Kunst- und Musikalienhandel gehört, unter den Handelstreibenden eine besondere Stellung ein, die äußerlich durch den Konzessionszwang gekennzeichnet ist. Die gesetzlichen Bestimmungen, die durch die derzeit im Gange befindliche Reform der Gewerbeordnung eine Verschärfung erfahren werden, zielen darauf ab, dem Buchhandelsstand eine gewisse wirtschaftliche Grundlage als Voraussetzung zur Erfüllung der kulturellen Aufgaben zu geben, und zwar in Form einer beschränkten Zulassung zum Beruf, jedoch ohne monopolartigen Charakter. Der Buchverteilungsapparat ist trotz Konzessionszwang äußerst feingegliedert, selbst kleine Orte mit wenigen Tausend Einwohnern weisen ein bis zwei Buchhandlungen auf, die als äußerste Vorposten allerdings im Gegensatz zur Groß- und Mittelstadt auf zusätzlichen Umsatz durch Nebenerwerb, zumeist in Form einer dem Unternehmen angegliederten Papierabteilung, angewiesen sind.

Die Organisation des Buchhandels ist nach zwei Gesichtspunkten durchgeführt:

Die Zwangsorganisationen, kurz Buchhändlergremien genannt, haben ihren Ursprung in den gesetzlichen Bestimmungen; sie sind autonome Körperschaften und üben ihre Tätigkeit auf Grund der den gesetzlichen Bestimmungen angepaßten Statuten aus. Insbesondere obliegt den Gremien

  1. die Führung einer ordentlichen Liste über die Mitglieder und deren Personal, die Sorge für die Erhaltung geregelter Zustände zwischen den Gewerbeinhabern und ihren Gehilfen;
  2. die Sorge für ein geordnetes Lehrlingswesen durch Erlassung von Bestimmungen über die gesetzlichen Richtlinien hinaus;
  3. die Ausgabe von Lehrverträgen und die Bestätigung der Lehr- und Gehilfenzeugnisse;
  4. die Anzeigeerstattung wegen unbefugten Gewerbebetriebes bei den Behörden;
  5. die Begutachtung von Ansuchen zur Erlangung der Bewilligung zur Ausübung des Buchhandelsberufes sowie die Rekursergreifung gegen erteilte Gewerbeberechtigungen.

Derzeit bestehen in folgenden Handelskammersprengeln eigene Buchhändlergremien:

Böhm.-Budweis                                                            53 Mitglieder
Brünn                                                                             167 Mitglieder
Eger-Reichenberg                                                        305 Mitglieder
Königgrätz                                                                    122 Mitglieder
Mittelböhmen                                                               (in Gründung)
Olmütz-Troppau                                                         163 Mitglieder
Pilsen                                                                             87 Mitglieder
Prag                                                                                453 Mitglieder

Eigenberechtigte und juristische Personen, die im Bereiche der vorgenannten Sprengel das Buchhändlergewerbe ausüben, sind ohne Rücksicht auf die Nationalität verpflichtet, dem zuständigen Gremium als Mitglied anzugehören. Die Buchhändlergremien besitzen ihre Spitzenorganisation in der „Jednota gremií knihkupců a nakladatelů“ (Vereinigung der Gremien der Buchhändler und Verleger) in Prag.

Die freiwilligen Fachorganisationen sind sprachlich gegliedert, ihr Aufgabenkreis ist wesentlich weiter gesteckt und umfaßt alle über die Aufgaben der Zwangsgremien hinausgehenden Arbeiten wirtschaftlicher, kultureller und allgemeiner Art, soweit sie der Vertretung der Interessen des Buchhandels dienen. Im Gegensatz zu den Fachgremien vereinen diese Fachverbände nicht alle Buchhandelsbetriebe, sondern nehmen die Aufnahme auf Grund eines gewissen Auswahlprinzipes vor.

Der tschechische und slowakische Buchhandel besitzt im „Svaz knihkupců a nakladatelů československé republiky“ (Verband der Buchhändler und Verleger in der Tschechoslowakischen Republik) mit dem Sitze in Prag seine Reichsorganisation, der deutsche Buchhandel ist im „Verband der Deutschen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler und Verleger in der Tschechoslowakischen Republik, Sitz Dux“ organisiert.

Der tschechische Buchhandel

Der Svaz knihkupců a nakladatelů československé republiky, entstanden 1897 aus dem Verein der tschechischen Buchhändler und Verleger, umfaßt auf Grund einer eigenen vielseitigen Geschäftsordnung den Buchhandel mit allen seinen Zweigen und zählt einschließlich der Sektion der slowakischen Buchhändler und Verleger (83) und der Buchhändler Karpathorußlands gegenwärtig 832 Mitglieder. Im Jahre 1926 schlossen sich fortschrittliche Verleger zum Klub der modernen Verleger „Kmen“ zusammen.

Der Verband der tschechoslowakischen Buchhändler und Verleger unterhält eine Reihe von Arbeitsabteilungen und gibt folgende Fachzeitschriften heraus:

Československý knihkupec (die Wochenschrift des Buchhandels, die bereits im 41. Jahrgange erscheint),
„Rozhledy“ (das Literaturblatt für die breitere Öffentlichkeit),
Das Verzeichnis der tschechoslowakischen Literatur 1901–1925, 1925–1930.

Als Propagandamittel geben der Verband und der Verlegerklub „Kmen“ alljährlich ein Weihnachtsjahrbuch heraus.

Für die schulmäßige Ausbildung des Nachwuchses sorgt die im Jahre 1898 gegründete Buchhändlerfachschule in Prag, die, ebenso wie die Sparkassa der Buchhändler und Verleger (gegründet 1920) und die Handelsgenossenschaft der tschechischen Buchhändler mit dem Kommissionsbuchhandel als Hauptzweig (gegründet 1917), im Buchhändlerhaus Prag V. untergebracht ist. Im Jahre 1933 wurde vom Buchhändlergremium Brünn eine eigene Fortbildungsschule für Buchhandelslehrlinge ins Leben gerufen.

Die buchhändlerischen Ordnungen sind in einer umfassenden Geschäftsordnung zusammengetragen, die von den Leipziger Gepflogenheiten ausgehend mit zahlreichen, den besonderen Verhältnissen entsprechenden Ergänzungen ausgestattet ist und voll der Eigenart des tschechoslowakischen Buchhandels entspricht. Wesentlich erscheint, daß die Aufnahme von Mitgliedern von der Erbringung des Befähigungsnachweises abhängig gemacht ist. Die Geschäftsordnung ist aufgebaut auf die Erhaltung des Ladenpreissystems und Erhaltung der guten Beziehungen der einzelnen Gruppen des Buchhandels zueinander.

Im Buchhandel wird für Kommissionsware (auch älteres Auswahllager) ein ganzjähriger Kredit gewährt, dessen Abrechnung zur Ostermesse am 30. April durch Zurücksendung oder durch Verlängerung des Kredites für das nichtverkaufte Lager und Bezahlung des verkauften Lagers erfolgt. Die Organisation schreibt keine pflichtgemäße Kreditgewährung vor, so daß zahlreiche Verleger mit kürzerer Kreditfrist verkaufen oder nur gegen Barzahlung den Sortimentsbuchhändler beliefern, der seinerseits vielfach nur gegen Barzahlung kauft. Im übrigen gehen die Geschäfte der Sortimentsbuchhändler auf eigene Rechnung und arbeiten unabhängig von den Verlagsanstalten.

Die Organisationsbestrebungen des Verbandes der tschechoslowakischen Buchhändler gehen dahin, die geschlossene Einheit des Buchhandels zu festigen und auf systematische Weise die Prosperität der Kulturbestrebungen der Nation zu sichern. Das Verhältnis zwischen den tschechischen und deutschen Buchhändler- und Verlegerorganisationen sowie das Verhältnis der Mitglieder beider Organisationen zueinander ist durchaus kollegial. Die Buchhändler und Verleger der Slowakei bilden eine eigene Sektion und entscheiden selbsttätig über ihre Facharbeit. Die Organisation des Verbandes ist außerordentlich straff; Firmen, die vollen Buchhändlerrabatt beanspruchen, müssen der Organisation angeschlossen sein und sich deren Bestimmungen unterordnen.

Der tschechoslowakische Buchhändler hat sich schon vor dem Weltkriege bemüht, tschechische Kulturpolitik durch Betonung ihrer Geltung und durch umfangreiche Tätigkeit zugunsten des tschechischen Buches zu unterstützen. Zu den großen Verlags- und Buchhändlerfirmen, die Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts entstanden sind, kam in weiteren 30 Jahren eine weitere Reihe neuer Firmen hinzu, die an der Beseitigung der kulturellen Unzulänglichkeiten trotz äußerer Ungunst der früheren Staatsverwaltung mitarbeiteten. Der Staatsumsturz fand den tschechoslowakischen Buchhändler gut vorbereitet für die großen Aufgaben, die auf ihn warteten. In den 15 Jahren nach dem Kriege entstanden mehr Buchhändler und Verlagsfirmen, als überhaupt bis zum Kriege bestanden (1898 waren es 150 tschechische Firmen, 1933 fast sechsmal so viel). Es entstanden moderne Verlegerfirmen und der tschechoslowakische Buchhandel trat in die europäische Bewegung ein, mit welcher er durch die Weltkollektivrabattierung der Bücher 1917–1927 (Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Spanien) in Beziehung trat sowie durch den Eintritt in den Ausschuß des internationalen Verlegerkongresses in Bern und Paris.

Die neuentstandenen Verlagsfirmen fördern insbesondere das wertvolle Buch und seine künstlerische Ausstattung, wobei der Verkaufspreis der tschechischen Publikationen im Vergleich zu dem europäischen Preisniveau immer noch der billigste ist. Das Gesetz, das die zwangsweise Errichtung von Gemeindebüchereien vorschrieb, hat ebenfalls zur Verlagsbelebung beigetragen. Die allgemeine Nachkriegserscheinung, die Weltwirtschaftskrise, hat auch den tschechoslowakischen Buchhandel erfaßt, ebenso wie die Entwicklung des Sportes und des Kinos dem Buchhandel seine Aufgaben erschwerte. Die mit einem Kongreß der Buchhändler und einer Bücherausstellung verbundene „Woche des tschechischen Buches“ (1927) hat die Ursachen der Schwierigkeiten, die dem Buchhandel aus der Zeit heraus erwachsen, aufgezeigt, die Auswirkungen wurden jedoch durch die wirtschaftlichen Verhältnisse stark geschwächt. Die Buchpropaganda umfaßt nicht nur Reklame üblicher Art, sondern greift auch zu Film, Theater, Radio, Vorträgen von Schriftstellern, Ausstellungen und anderem mehr. Der Verband und die Verleger geben Zeitschriften – teils Verleger-Hauszeitschriften, teils literarische Blätter – heraus, zur Verstärkung des Interesses am Buche werden Subskriptionen von Verlagswerken eingeführt. Erfolglos hat sich im Jahre 1931 der Versuch erwiesen, den Absatz älterer Verlagswerke durch Herabsetzung der Ladenpreise zu fördern.

Verlag und Buchhandel in der Slowakei und Karpathorußland befinden sich zurzeit im Aufschwunge und zeigen erfreuliche Erfolge in Produktion und Verbreitung von Büchern. Durch die Änderung der politischen Verhältnisse hat der tschechische Buchhandel zahlreiche Buchhändlervertreter im Auslande verloren; am fühlbarsten wirkt sich diese Erscheinung in den Vereinigten Staaten aus, wo der Fortschritt des Amerikanismus das Interesse an Bücher der neuen tschechoslowakischen Generation stört.

Die Bibliographie der tschechischen Literatur wird ständig geordnet, ergänzt und laufend herausgegeben, wie überhaupt der tschechische Buchhandel emsig daran arbeitete, daß das Buch die kulturelle Verantwortung und das Gewissen des Volkes werde. Zur Beurteilung der tschechoslowakischen Verlagstätigkeit seien folgende statistische Daten aufgeführt: Im Jahre 1929 wurden 7449 Bücher und 3539 periodische Druckschriften herausgegeben. Das Jahr 1932 brachte ein Ansteigen auf 8189, woran allerdings der Staat mit 18% beteiligt ist. Diese Zahl setzt sich zusammen aus 6040 tschechischen Büchern, 789 in slowakischer, 926 in deutscher und 195 in ungarischer Sprache, der Rest verteilt sich auf slavische, germanische und romanische Bücher. Die Verteilung der Produktion ergibt folgendes Bild: Herausgebracht wurden in tschechischen Verlagen 33%, in slowakischen Verlagen 2%, in deutschen Verlagen 3%; der verbleibende Rest von rund 60% erschien außerhalb des Buchhandels (öffentliche Hand, Selbstverlag u.a.).

Der deutsche Buchhandel

Der Verband der deutschen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler und –verleger in der Tschechoslowakischen Republik vereint alle wesentlichen an Buchherstellung und Buchvertrieb interessierten deutschen Firmen. Er wurde im Jahre 1922 gegründet, zählt 260 Mitglieder und ist seit 1924 anerkannter Auslandsverein des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Für seine Mitglieder sind die Verkehrs- und Verkaufsvorschriften des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler verbindlich, darüber hinaus bestehen noch einige Ergänzungsbestimmungen, die durch die lokalen Verhältnisse bedingt sind.

Die Zusammenfassung aller Sparten des Buchhandels in einer Organisation schaltete von vornherein eine unwirtschaftliche Zersplitterung aus, den regionalen und fachlichen Eigenarten wurde durch Schaffung von acht Gaugebieten, einer Verlegersektion und Bestellung von Fachvertretern Rechnung getragen.

Ziffernmäßig überwiegt der Buchhandel der Kleinstadt die Mittelstadt und Großstadt. Die nachfolgende Übersicht, die sich nur auf die fachlich organisierten Firmen erstreckt, gibt Zeugnis von einem fein verästelten Verteilungsapparat.

 

Stadt

Gesamtzahl der Einwohner Zahl der deutschen Einwohner Zahl der fachlich organisierten deutschen Firmen
Brünn 221 800 55 000 17
Prag 847 700 30 000 10
Reichenberg 35 000 28 000 10
Karlsbad 19 500 17 000 10
Aussig 39 800 30 000 7
Bratislava 123 400 25 000 6
Gablonz 26 900 22 000 6
Bodenbach 20 100 12 000 5
Brüx 27 200 17 000 5
Eger 27 500 23 000 5
Trautenau 14 600 11 000 5
Böhm.-Leipa 11 700 10 000 4
Teplitz-Schönau 28 900 22 000 4
Tetschen 11 200 9 000 4
Troppau 33 500 22 000 4
Warnsdorf 23 100 18 000 4

Ferner 15 Städte darunter 2 mit unter 5000 deutschen Einwohnern
5 mit unter 10 000 deutschen Einwohnern
8 mit über 10 000 deutschen Einwohnern
mit je 3 fachlich organisierten deutschen Firmen.

20 Städte darunter 7 mit unter 5 000 deutschen Einwohnern
12 mit unter 10 000 deutschen Einwohnern
1 mit unter 20 000 deutschen Einwohnern
mit je 2 fachlich organisierten deutschen Firmen.

65 Städte darunter 12 mit unter 2 000 deutschen Einwohnern
22 mit unter 3 000 deutschen Einwohnern
17 mit unter 4 000 deutschen Einwohnern
3 mit unter 5 000 deutschen Einwohnern
14 mit unter 10 000 deutschen Einwohnern
1 mit unter 15 000 deutschen Einwohnern
mit je 1 fachlich organisierten deutschen Firma.

Dazu kommen noch die Filialunternehmen, sowie die Firmen, die zwar eine Konzession (Gewerbeberechtigung) zum Vertrieb von Gegenständen des Buchhandels besitzen, für den Buchvertrieb aber eine ganz untergeordnete Rolle spielen, zusammen rund 200 Betriebe.

Die Verlagstätigkeit hält sich in bescheidenen Rahmen. Wir lassen hier die Namen der wichtigsten Verlage mit Angabe ihres Hauptproduktionszweiges folgen:

Bergland-Verlag, Hohenstadt (Zeitschriften).
Nordböhmischer Verlag, Reichenberg (Schulbücher), dem auch eine Auslieferung ausländischer Verlage angegliedert ist.
P. Sollors Nachf., Reichenberg (Bilderbücher, Lehrmittel, Schulbücher).
Sudetendeutscher Verlag Franz Kraus, Reichenberg (Heimatliteratur).
J. Steinbrener, Winterberg (Gebetbücher, Bilderbücher, Kalender).
Gebrüder Stiepel, Reichenberg (Bilderbücher, Jugendschriften, Schulbücher, volkswirtschaftliche und juristische Literatur, Zeitschriften).

Mit Schulbuchverlag beschäftigen sich noch die Firmen „Egerland“, Verlagsbuchhandlung, Eger; Johann Künstner, Verlag, Böhm.-Leipa; Carl Maaschs Buchhandlung, Pilsen; Ambr. Opitz, Verlag, Warnsdorf; Rud. M. Rohrer, Verlag, Brünn (gleichzeitig juristische Literatur); Roland-Verlag, Prag (dem auch die Auslieferung des juristischen Verlages Mercy angegliedert ist); Ed. Strache, Verlag, Warnsdorf; Carl Winiker, Buchhandlung, Brünn.

Der schöngeistige Verlag findet, abgesehen von in den verschiedenen Firmen vereinzelt erscheinenden Ausgaben, im Adam-Kraft-Verlag, Karlsbad-Drahowitz, seinen Vertreter.

Als Mitteilungs- und Ankündigungsblatt dient die monatlich in drei Folgen erscheinende Zeitschrift „Der Buchhändler“ (Redaktion und Verwaltung: Reichenberg, Postfach 187), die neben den offiziellen Verlautbarungen und Mitteilungen des Verbandes der Deutschen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler und –verleger in der Tschechoslowakischen Republik und den Gremien auch Verlegeranzeigen in beschränktem Maße aufnimmt und in einer eigenen Rubrik die in der Tschechoslowakei erscheinenden periodischen und nichtperiodischen Druckschriften deutscher Sprache unter dem Titel „Deutsche Bibliographie“ ausweist. Das Material für diese Bibliographie stellt die Bücherei der Deutschen, Reichenberg, die Sammelstelle deutschen Kulturgutes zur Verfügung.

Neben der Vertretung der wirtschaftlichen und kulturellen Interessen des Buchhandels gegenüber den Behörden und dem Auslande widmet der Verband der Deutschen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler und –verleger in der Tschechoslowakischen Republik sein Hauptaugenmerk der Fachausbildung. Die geringe Zahl der über das Staatsgebiet verteilten Lehrlinge ermöglicht keinen Fachschulbetrieb, als Ersatz dafür werden seit dem Jahre 1927 Lehrlingswochen abgehalten. Sämtliche im zweiten Lehrjahre stehenden Praktikanten werden zu einer Arbeitsgemeinschaft in Reichenberg vereint, der im folgenden Jahre eine zweite Woche als Schlußveranstaltung folgt. Diese Veranstaltungen finden materielle Unterstützungen seitens des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler und des Gremiums der Buchhändler im Egerer und Reichenberger Handelskammerbezirk. Neben diesen Lehrlingswochen wird alljährlich seit dem Jahre 1928 mit Unterstützung des Gewerbeförderungsinstituts der Handels- und Gewerbekammer Reichenberg eine 3-4tägige Arbeitsgemeinschaft selbständiger Buchhändler veranstaltet, die stetig steigende Besuchsziffern ausweist. Mit dem Jahre 1934 beginnt der dritte Abschnitt des Bildungsprogrammes, die jährliche Veranstaltung eines Buchhandlungsgehilfenkurses.

Über den Umfang der Beziehungen des Buchhandels der Tschechoslowakei zum Ausland unterrichtet die folgende Aufstellung:

Einfuhr
Die gesamte Bucheinfuhr betrug in Kč angegeben:

insgesamt Aus Deutschland Aus Österreich Aus Ungarn
1934 24 825 000 18 179 000 3 754 000 965 000
1933 21 523 000 16 914 000 2 700 000 1 057 000
1932 32 184 000 24 180 000 3 920 000 3 017 000
1931 43 745 000 33 699 000 5 739 000 2 858 000
Die Einfuhr von Druckschriften, Zeitschriften, Kalendern u. dgl. Betrug in Kč angegeben: Die Einfuhr an Musikalien betrug in Kč angegeben:
insgesamt Aus Deutschland Aus Österreich insgesamt Aus Deutschland
1934 12 672 000 6 414 000 4 005 000 1 386 000 1 191 000
1933 17 806 000 11 557 000 4 018 000 1 483 000 1 250 000
1932 20 846 000 14 489 000 3 792 000 2 316 000 1 974 000
1931 20 290 000 14 144 000 4 009 000 2 869 000 2 377 000

Die Einfuhr wissenschaftlicher Mappen betrug insgesamt in Kč:

1934 190 000
1933 106 000
1932 185 000
1931 320 000

Ausfuhr
Die gesamte Buchausfuhr betrug in Kč angegeben:

Insgesamt Nach Deutschland Nach Österreich Nach Amerika
1934 11 274 000 3 067 000 1 780 000 2 330 000
1933 10 717 000 3 402 000 1 752 000 2 105 000
1932 16 243 000 7 650 000 1 942 000 2 708 000
1931 22 742 000 9 932 000 2 948 000
Die Ausfuhr von Druckschriften, Zeitschriften, Kalendern u. dgl. Betrug in Kč angegeben: Die Ausfuhr an Musikalien betrug in Kč angegeben:
insgesamt nach Deutschland nach Österreich insgesamt nach Deutschland
1934 2 531 000 921 000 ? 306 000 ?
1933 2 214 000 748 000 653 000 315 000
1932 2 314 000 877 000 708 000 516 000 245 000
1931 4 179 000 1 858 000 1 217 000 991 000 445 000

Die Ausfuhr wissenschaftlicher Mappen betrug insgesamt in Kč:

1934 49 000
1933 47 000
1932 41 000
1931 110 000