Verlag Dr. Arthur Werner

Verlag Dr. Arthur Werner, Prag 

Der Verlag wurde am 2. März 1932 von Dr.phil. Arthur E. Werner gegründet und war nicht Mitglied des Börsenvereins. Die kaum ein Dutzend Verlagstitel umfassende Verlagsproduktion erschien in den Jahren 1937–1939 und bestand großteils aus belletristischen Werken.

Arthur Werner Verlag SignetDie politischen Ereignisse des Jahres 1939 machten eine Weiterführung des Verlags bzw. den Verkauf der meisten Verlagswerke – sowohl wegen des Inhalts als auch wegen der Rassezugehörigkeit der Verfasser – unmöglich. Aus diesem Grund wollte Werner seine berufliche Tätigkeit auf die Vermittlung von deutschen Büchern in tschechischer Übersetzung verlagern und so entstand seine „Literarische Vermittlungsstelle“. Im August 1941 hatte sich Werner offenbar an verschiedene Mitglieder des Reichsverbands des Adreß- und Anzeigenbuch-Verlagsgewerbes in Berlin gewandt. Er hatte ihnen mitgeteilt, „dass er bereit sei, einen Schrifttumstausch zwischen deutschen und tschechischen Verlagen zu vermitteln“. Der Verband wollte von der Auslandsabteilung des Börsenvereins wissen, ob man sich auf Werner einlassen könne und hat Erkundigungen bei den Prager Sicherheitsbehörden eingezogen. In einem Schreiben des Verbands an den Börsenverein in Leipzig vom 26. August 1941 wird die Auskunft der Sicherheitsbehörden in Prag mitgeteilt:[1]

Dr. phil. Arthur Werner wurde am 14.10.1904 in Predlitz bei Aussig geboren. W. ist Mischling ersten Grades. Während seiner Studentenzeit war er Schriftleiter der „Deutschen Hochschulwarte“, die die Interessen der in der Rede- und Lesehalle zusammengeschlossenen jüdisch-liberalistischen Studentenschaft vertreten hat.  Später war er bei der Prager Presse beschäftigt, wo er sich jedoch nicht bewährt haben soll. W. ist nicht nur Inhaber einer literarischen Agentur, sondern auch eines eigenen Verlages, wo er noch im Jahre 1935 mit Unterstützung amtlicher tschechischer Stellen das Buch „Eduard Benesch, der Mensch und Staatsmann“ herausgab, dem er den Ausspruch Benesch’s „Ein guter Tschechoslowake und ein guter Europäer zu sein, bedeutet für mich vor allem ein guter Mensch zu sein“ als Leitmotiv voranstellte.
1938 war er Hauptschriftleiter der „Deutschen Stimmen“, die von Prager liberalen Kreisen finanziert wurden. Derzeit macht Werner von seiner Verlagskonzession keinen Gebrauch. Auch die früher in seinem Verlag erschienenen Bücher können jetzt mit Rücksicht auf ihre Verfasser und ihren Inhalt nicht mehr ausgeliefert werden. Aus diesem Grunde hat sich Werner vor allem auf seine Vermittlertätigkeit beschränkt. W. ist in den Kreisen tschechischer Verleger gut bekannt, und es ist ihm gelungen, bei diesen eine grosse Zahl guter deutscher Bücher abzusetzen. Auf Grund seiner politischen Vergangenheit und der Tatsache, dass es sich bei ihm um einen Mischling ersten Grades handelt, kann es deutschen Verlegern nicht empfohlen werden, sich bei ihrem Verkehr mit tschechischen Verlagen der Vermittlung der Agentur Werner zu bedienen.

Werner dürfte kurz darauf in Theresienstadt interniert worden sein, möglicherweise, weil Gerüchte die Runde machten, dass er zur Zeit des Beneš-Regimes jüdische Hetzschriften gegen Deutschland verlegt hätte. Es heißt, er konnte aber 1942 fliehen und im Untergrund überleben. Nach dem Krieg war Werner u.a. als Literaturagent, Übersetzer, Verleger und Präsident der Stefan Zweig Gesellschaft aktiv. In den 1950er Jahren war Werner in Wien tätig, wo er 1956 die kurzlebige Zeitschrift Gedanke und Tat. Zeitschrift der Freischaffenden im Verlag Artus-Pressedienst Dr. Arthur Werner herausgab. Werner starb 1985 in Wien, wo er am Zentralfriedhof bestattet wurde. Ein Teilnachlass Werners liegt im Österreichischen Literaturarchiv der Österr. Nationalbibliothek in Wien.


Die Verlagsproduktion

  • Fürstenau, Paul: Deutsche und Tschechen. Die psychologischen Grundlagen der deutsch-tschechischen Verständigung. Prag: Dr. Arthur Werner, 1938. (Schriftenreihe der „Neuen Zeit“, Bd. II).
  • Kraus, Oskar: T.G. Masaryk. Ein Nachruf. [Bibliophiler Druck]. Prag: Arthur Werner, 1937.
  • Kreisler, Karl: Catilina. Roman eines Verschwörers. Prag: Verlag Dr. Arthur Werner, (1938).
  • Leppin, Paul: Das Antlitz der Mutter. Kleine Prosa mit einer Selbstbiographie des Dichters und fünf Bildern nach Lithographien von Hugo Steiner-Prag. 1938 (= Prager Rhapsodie Buch 2)
  • Leppin, Paul: Helldunkle Strophen. Gedichte. Eingel. v. Stefan Zweig. Mit einem Bildnis des Dichters u. Bildern v. Hugo Steiner-Prag. 1938 (= Prager Rhapsodie Buch 1)
  • Mark, Fritzi: Die verkaufte Karriere. Ein Prag-Wiener Roman. [Einband-Entwurf Arthur Werner]. Prag: Dr. Arthur Werner, 1938.
  • Pick, Otto: Preisungen. Prag: Verlag Dr. Arthur Werner, 1937.
  • Schenk, Hans Georg: Aufbau und Schutz der Demokratie. Prag: Verlag Dr. Arthur Werner, 1938. ( = Schriftenreihe der „Neuen Zeit“, Bd. I).
  • Schlesinger, Rudolf: Ein Volk kämpft für seine Freiheit. Ursachen, Verlauf und Aussichten des Krieges in China. Prag: Verlag Dr. Arthur Werner, 1939. ( = Schriftenreihe der „Neuen Zeit“, Bd. III) Mit einem Geleitwort von Dr. Lone Liang, chinesischer Gesandter in Prag.
  • Schönfeld, Willy: Masaryk und Beneš. Eine schriftpsychologische Studie. Mit 16 Faksimiles. Prag: Verlag von Arthur Werner, 1937.


Anmerkungen

[1] StA Leipzig, 21765, Börsenverein, Verlag Dr. Arthur Werner, Nr. F 15401.