Verlag Die Bücherstube

Verlag Die Bücherstube, Prag

Die Firma „Die Bücherstube“ (Sortiment, Antiquariat, Kunsthandlung und Verlag) wurde am 1. Juli 1924 gegründet, hatte ihr Geschäft in Prag II., Bredovská 8 und war Mitglied des Börsenvereins. Inhaber waren Dr. Paul Steindler[1] (1890, Plzen – ) und Julius Bunzl-Federn[2] (11.2.1867, Prag – 16.10.1942, Theresienstadt). Kommissionär in Wien war Moritz Perles, und allem Anschein nach arbeitete die Firma mit dem Michael Kácha-Verlag in Prag (siehe dort) zusammen. Zum „Neujahr 1935“ gab nämlich der Kacha Verlag den Almanach für das freie deutsche Buch heraus und auf dem Titelblatt steht die Angabe „Die Bücherstube“ etc. Die Firma musste 1936 den Konkurs anmelden. Dazu das Prager Tagblatt vom 9. Mai 1936:

„Bücherstube“ in Konkurs. Ueber das Vermögen der öffentlichen Handelsgesellschaft „Bücherstube Dr. Paul Steindler und Julius Bunzl-Federn, Prag II, Lützowowa 45“ wurde der Konkurs verhängt. Zum Konkursmassenverwalter wurde der Advokat Dr. Erich Altschul bestellt. Die erste Gläubigerversammlung findet am 22. Mai um halb 12 Uhr beim Handelsgericht statt. Forderungen sind bis zum 19. Juni anzumelden. Die Prüfungstagsatzung ist für den 30. Juni, 10 Uhr vormittags, angesetzt.[3]

Laut Amtsblatt der ČSR vom 16. Dezember 1938 wurde das Konkursverfahren eingestellt. Publikationen ließen sich in den Jahren 1925–1936 nachweisen.


Verlagsproduktion

  • Alt-Prager Almanach 1926. Mit einer Abbildung von Emil Orlik und einigen anderen Abbildungen. Hrsg. v. Paul Nettl[4]. Prag: Die Bücherstube, 1925.
  • Alt-Prager Almanach 1927. Hrsg. von Paul Nettl. Prag: Die Bücherstube (1926).Alt Prager Almanach
  • Heller, Arthur: Meister Unruhig. Prag: Die Bücherstube, Dr. Paul Steindler u. Julius Bunzl-Federn, 1930.
  • Heller, Arthur: 13 Gedichte und 7 Federzeichnungen. Prag: Die Bücherstube, Dr. Paul Steindler u. Julius Bunzl-Federn, 1931.
  • Hundert Türme. Ein Buch vom alten Prag. Herausgegeben von Paul Nettl. Prag: Bücherstube, 1929.
  • Janowitz, Hans (1890–1954): Requiem der brüderlichen Brüderschaft. Mit 2 eingeklebten Tafeln und Autogramm d. Verf. [Welthälfte Nacht. Heft I]. Prag: Die Bücherstube Dr. Paul Steindler und Julius Bunzl-Federn, 1928.
  • Khol, František (1877–1930): Bruder Hyacinth. Der Spiegel in der Bar. Zwei Prager Geschichten. [Übertragung aus dem Tschechischen von Otto Pick]. Prag: Bücherstube, [1927].
  • Krimont, Galia: Memoiren einer jüdischen Frau. Prag: Die Bücherstube, 1933.
  • Leppin, Paul (1878–1945): Die bunte Lampe. Alte und neue Gedichte. Prag: Die Bücherstube, 1928.
  • Leppin, Paul: Rede der Kindermörderin vor dem Weltgerichte. Prag: Die Bücherstube, 1928.
  • Nettl, Paul: Mozart und Casanova. Eine Erzählung. Prag: Verlag “Die Bücherstube” 1929.
  • Pick, Otto (1887–1940): Wenn wir uns mitten im Leben meinen. Prag: Paul Steindler, Julius Bunzl-Federn, 1926.
  • Sobotka, Paul: Gedichte und Prosa aus dem Nachlasse. Prag: Die Bücherstube Dr. Paul Steidler u. Julius Bunzl-Federn, 1931.
  • Strauss, Pavol (1912–1994): Die Kanone auf dem Ei. Verse. Prag: Die Bücherstube, 1936.
  • Steinherz, Samuel: Die Juden in Prag. Bilder aus ihrer tausendjährigen Geschichte. Festgabe der Loge Praga des Ordens B’nai B’rith zum Gedenktage ihres 25jährigen Bestandes. Prag: Im Kommissionsverlag bei „Die Bücherstube“ Dr. Paul Steindler und Julius Bunzl-Federn, 1927.
  • Vrchlický, Jaroslav (1853–1912): Gedichte. Aus dem Tsch. übersetzt von Marie Rix-Meisl. Vorwort von Otto Pick. Prag: Bücherstube, 1932.
  • Wallerstein, Konrad: Auszug aus den Vorlesungen über die spezielle Methodik des Kunstgesanges gehalten an der Deutschen Akademie für Musik und darstellende Kunst in Prag. Prag: Die Bücherstube [1931].
  • Worte der Jugend. Zusammengestellt von Kurt W. Freund u.a. Beiträge von Rudi Beck u.a. Einleitung von Hans Epstein. Prag: Bücherstube Dr. Paul Steindler u. Julius Bunzl-Federn in Komm. 1932.


Weitere Illustrationen


Anmerkungen

[1] Der Germanist Steindler studierte bei August Sauer an der Universitat Prag und promovierte um 1917/18 mit der Dissertation „Die völkerpsychologischen und stammeskundlichen Anschauungen der Schriftsteller des sogenannten Jungen Deutschland“. Von ihm stammt ein ausführlicher Bericht über den Anzengruber-Verlag Brüder Suschitzky in Wien. Dr. Paul Steindler: Das österreichische Verlagswesen. II. Der Anzengruber-Verlag. In: Deutschösterreichischer Literaturanzeiger (Wien/Lehenrotte, NÖ), 1. Jg., 5./6. Heft, 30.6.1920, S. 49–51.

[2] Zu Bunzl-Federn siehe Norbert Troller: Theresienstadt. Hitler’s Gift to the Jews. Translated by Susan E. Cernyak-Spatz. Chapel Hill: Univ. of North Carolina Press, 1991. Bunzl-Federn war auch Komponist und Erfinder, hat ein Musikaufnahmegerät entwickelt bzw. erfunden und in den USA patentieren lassen.

[3] In: Prager Tagblatt, Nr. 109, Sa., 9. Mai 1936, S. 4. Das Börsenblatt, 103. Jg., Nr. 112 vom 15. Mai 1936, S. U4, brachte eine kleine Notiz unter dem Titel „Konkurseröffnung“: „Das Handelsgericht Prag hat das Konkursverfahren eröffnet über die Firma Bücherstube Dr. Paul Steindler und Julius Bunzl-Federn in Prag II. Konkursmasseverwalter Advokat Dr. Erich Altschul. Forderungen sind anzumelden beim Handelsgericht bis 19. Juni d.J.“

[4] Der Musikwissenschaftler Paul Nettl (10.1.1889, Hohenelbe/Böhmen – Jänner 1972, Monroe, Indiana) emigrierte 1939 in die USA und lehrte an der Indiana University von 1946 bis 1959. Nettls Sohn, Bruno Nettl (ebenfalls Musikwissenschaftler), schenkte den Nachlass seines Vaters (Paul Nettl Papers) im Jahre 1973 der Music Library der Indiana University. Der Nachlass beinhaltet Manuskripte, Typoskripte, Druckfahnen, Zeitungsausschnitte, sowie Briefe und Publikationen.