Mein Böhmerwald

Grenzlandverlag „Mein Böhmerwald“, Prachatitz/Prachatice, Wien

 

Gegründet 1932 von Herbert von Marouschek (1909–1961) in Prachatitz (Böhmen). Buch- und Zeitschriftenverlag; Vormals Grenzlandverlag ‚Mein Böhmerwald’. 1940 war die Firma Herbert von Marouschek zunächst in Wien 4, Belvederegasse, später in der Gauermanngasse. Der Verlag hatte eine Auslieferungsstelle in Prachatitz. (Nicht verzeichnet in Perles Adreßbuch; 1940–1942 im Adreßbuch des Deutschen Buchhandels.) Eine eigene Publikation von Marouschek, die mit 1936 zu datieren ist (Scholle und Volk. Erzählungen und Gedichte. Bebilderung von Willi Herzig. Umschlagentwurf von Franz. Haberda. Prachatitz: Heimatverlag Mein Böhmerwald), deutet darauf hin, dass sein Verlag sich anfänglich auch Heimatverlag „Mein Böhmerwald“ nannte.

Die Buchproduktion bestand aus der Reihe „Böhmerwald-Heimatbuchreihe“, in der zwei Werke von Adalbert Stifter herausgegeben wurden (Der Waldsteig und Der Hochwald). Mehr als zwei Bände konnten nicht nachgewiesen werden.

Marouschek gab die Zeitschrift Mein Böhmerwald. Monatshefte für heimatliches Schrifttum, Kunst und Geschichte (ab 1933 und bis 1935 in Prachatitz) heraus. Wegen seiner illegalen Tätigkeit für die NSDAP und seiner Verhaftung konnte die Zeitschrift erst wieder ab 1937 und bis 1944 in Wien erscheinen. Die Zeitschrift erschien nach dem Zweiten Weltkrieg vom Jahr 1954 bis 1956/57.

Zu den Autoren nach 1945 siehe: http://www.onb.ac.at/oe-literaturzeitschriften/Mein_Boehmerwald/Mein_Boehmerwald_texte.htm#M

1939 erschien von Marouschek im eigenen Verlag in Wien das Werk Volk am Kreuz. Worte vom Leid der Deutschen in Polen.


Über Marouschek schreibt Uwe Baur: „Die für unser Thema wichtigsten Vereine waren in der Zeit des Nationalsozialismus die Adalbert-Stifter-Gesellschaft und der Bund sudetendeutscher Künstler. Diese wurde als landsmannschaftliche Organisation von Herbert von Marouschek in Wien gegründet. Als gebürtiger Wiener war er mit vierzehn Jahren der Hitler-Jugend beigetreten und als Zwanzigjähriger 1929 nach Prachatitz/Böhmen gezogen, wo er 1932 Mitglied der NSDAP wurde, in einer Reihe grenzlanddeutscher Zeitungen mitarbeitete und den Böhmerwald-Verlag gründete, in dem alle seine Buchpublikationen und die von ihm herausgegebene Kulturzeitschrift ‚Mein Böhmerwald’ erschienen. Im Oktober 1933 trat er in den Reichsverband deutscher Schriftsteller ein, wurde am 31. Oktober 1935 aus politischen Gründen verhaftet und blieb fünfzehn Monate im Gefängnis, weshalb er später in die Gilde der Blutordensträger aufgenommen wurde. Die Zeitschrift stellte ihr Erscheinen ein, bis Marouschek nach seiner Haft 1937 in Wien aktiv wurde. Hier gründete er erneut seinen Verlag, rief den Bund sudetendeutscher Künstler ins Leben und setzte die Zeitschrift ‚Mein Böhmerwald’ auch als dessen Organ fort.“[1]


Marouschek, Herbert von: Scholle und Volk. Erzählungen und Gedichte. Bebilderung von Willi Herzig. Umschlagentwurf von Franz. Haberda. Prachatitz: Heimatverlag Mein Böhmerwald, [1936]. (Druck: B. Krumau: Otilie Wiltschko & Co.).


Wie es scheint, hat es auch 1922 einen Verlag solchen Namens gegeben: Böhmerwald – Verlag J. Seidel / Krummau 1922.


Anmerkungen

[1] Uwe Baur: Institutionelle Aspekte der literarischen Beziehungen zwischen Ösrterreich und den böhmischen Ländern während des Dritten Reiches (1933-1945). In: Peter Becher und Ingeborg Fiala-Fürst (Hrsg.): Literatur unter dem Hakenkreuz: Böhmen und Mähren 1938 – 1945. [Furth im Wald u.a.]: Vitalis-Verlag, 2005. (Vitalis Scientia; 6), S. 18–33; hier S. 29.