Heris-Verlag Hermann Richters Söhne

Heris-Verlag Hermann Richters Söhne, Reichenberg/Liberec

Die protokollierte Firma wurde am 1. Oktober 1920 in Reichenberg als Verlag gegründet. Standort war laut Adreßbuch des Deutschen Buchhandels Steilweg 6. Als Inhaber wird bis 1933 Hugo Richter, ab 1934 werden die Namen Margarete Keil und Gabriele Scholze vermerkt. 1935 wurde die Firma aus dem Adreßbuch gestrichen, weil der „Buchhandelsbetrieb“ nicht mehr vorlag, in der Ausgabe 1936 scheint sie nicht mehr auf. Der Verband der deutschen Buch-, Kunst- und Musikalien-Händler und Verleger in der Tschechoslowakischen Republik teilte der Auslands-Abt. des Börsenvereins auf Anfrage Anfang 1935 mit, dass der Heris-Verlag vor Jahren „gelegentlich ein paar Bücher gedruckt“ hätte. Inzwischen sei der Inhaber verstorben, die Firma befinde sich in anderem Besitz und stehe außerdem im gerichtlichen Ausgleichsverfahren.[1]

Der Firmenname „Heris-Verlag“ ist eine Kombination der Buchstaben HErmannRIchtersSöhne. Die meisten belletristischen Werke sind in den Jahren 1921–1922 in der kurzlebigen Reihe „Heris-Bücher“ erschienen. Band 4 dieser Reihe konnte noch nicht nachgewiesen werden. Der kurzlebige Verlag dürfte auf die Gründung einer Druckerei zurückgehen.

Es ist unklar, welche konkrete Rolle Otto Pick mit Ausnahme der von ihm herausgegebenen Anthologie (Deutsche Erzähler aus der Tschechoslowakei) und der Reihe „Heris-Bücher“ im Verlag gespielt hat.[2] In einem Brief von Max Brod an Franz Kafka, datiert „Sonntag ¾ [1921]“, heißt es: „Oskars Buch ‘Die neue Wirklichkeit‘ ist im Verlag von Otto Pick erschienen (er heißt Heris-Verlag). Ich habe es im ‚Prager Abendblatt‘ besprochen.“[3]


Verlagsproduktion

  • Albert, Hans [d.i. Hans Leistner]: Murks, das Ende eines Junggesellen. Zeichnungen von Hans Müksch. Reichenberg: Heris-Verlag (Hermann Richters Söhne), 1932.
  • Baier, Karl: Drhejme. Gereimtes und Ungereimtes in Reichenberger Mundart. Reichenberg: Heris-Verlag, 1926.
  • Baier, Karl: Vu dr Sunnenseite. Gereimtes und Umgereimtes in Reichenberger Mundart. Reichenberg: Heris-Verlag (1923).
  • Baum, Oskar: Die neue Wirklichkeit. Roman. 1.-3. Tsd. Reichenberg–Prag–Leipzig–Wien: Heris-Verlag, 1921. (Heris-Bücher, Bd. 3.)
  • Deutsche Erzähler aus der Tschechoslowakei. Ein Sammelbuch. Herausgegeben und eingeleitet von Otto Pick. Reichenberg–Prag–Leipzig–Wien: Heris-Verlag (Hermann Richters Söhne), 1922.
  • Festschrift zur Feier des 10-jährigen Bestandes des Vereines der Lehrkräfte an deutschen Fachschulen für Frauenberufe am 20. Mai 1933, 5 Uhr nachmittags im Gewerbevereinssaale des Deutschen Hauses in Brünn. Brünn: [Selbstverlag], 1933. (Reichenberg : Hermann Richters Söhne)
  • Jaksch, Friedrich: Der Enthauptete Heiland. (Erzählung). Reichenberg: Heris-Verlag, 1923.
  • Kreisler, Karl: Trunkenheit und Stille. Neue Gedichte. Reichenberg: Heris-Verlag, [1926].
  • Leppin, Paul: Das Paradies der Andern. Novellen. Reichenberg: Heris-Verlag, 1921. (Heris-Bücher, Bd. 1)
  • Mörike, Eduard: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Märchen. Für die Jugend ausgewählt von Adolf Klinger. Mit Illustrationen von Rudolf Strnad. Reichenberg: Hermann Richters Söhne, 1908.
  • Richter’s Bäder u. Sommerfrischen-Wegweiser. Zusammenstellung sämtlicher Sommerfrischen des deutschen Sudetengebietes der Tschechoslowakei (in Böhmen, Mähren und Schlesien) aufgrund eingeholter Auskünfte über Lage, Verhältnisse u. Preise. Reichenberg : Hermann Richters Söhne, 1924.
  • Rössler, Josef: Mannherbe Lieder. Reichenberg–Wien: Heris-Verlag 1921. (Heris-Bücher, Bd. 6)
  • Šrámek, Fráňa: Sommer. Komödie in 3 Akten. Reichenberg: Heris-Verlag, [1921]. (Heris-Bücher, Bd. 2)
  • Übersetzung der Gesetze, Verordnungen, Erlässe etc. des tschechoslowakischen Staates / Handels- und Gewerbekammer in Reichenberg. Reichenberg: Verlag des Übersetzungsbureaus der Handels- und Gewerbekammer in Reichenberg. (Reichenberg: Hermann Richters Söhne). 1919–
  • Warmbrunn, F.J.: Drängs friedloser Schulgang. Roman. 3. Aufl. Heris-Verlag: Reichenberg–Prag–Leipzig–Wien 1921. (Heris-Bücher, Bd. 5).


Anmerkungen

[1] Staatsarchiv Leipzig, Börsenverein, Nr. F 14087, HERIS-VERLAG, Schreiben vom 16.1.1935.

[2] Siehe Tazuko Takebayashi: Otto Pick, der Vermittler. Ein Genie der Freundschaft. In: Praha – Prag 1900 – 1945. Literaturstadt zweier Sprachen, vieler Mittler. Hrsg. von Jozo Džambo im Auftrag des Adalbert-Stifter-Vereins, München. [Katalog zur Ausstellung]. Passau: Stutz, 2010, S. 173–186. Der Anthologie-Einband wird abgebildet, der Verlag aber sonst nicht erwähnt.

[3] http://homepage.univie.ac.at/werner.haas/1921/bk21-014.htm.