Gustav Fanta (Nachf.), Prag
Die Buchdruckerei und Verlagshandlung, die weder im Adressbuch des deutschen Buchhandels noch in Perles‘ Adressbuch aufscheint, wurde im Jahr 1869 von Gustav Fanta (geb. 4. Februar 1837, Prag, gest. 21. April 1898, Wien[1]) gegründet. Ursprünglich war die Offizin im Haus Graben 14 untergebracht, aber ab Februar 1897, ein Jahr vor dem Tod des Gründers, übersiedelte die Firma in ihr eigenes Haus in der Goldschmiedgasse 8a. Zu diesem Zeitpunkt waren Gustav Fanta und sein Sohn Dr.jur. Franz Fanta (geb. 27. August 1864, Aussig/Ústí nad Labem, gest. 18. Juli 1903, Prag) Öffentliche Gesellschafter. In einer Anzeige anläßlich der Übersiedlung heißt es: „Wir empfehlen sohin unsere Offizin, welche nunmehr auf die volle Höhe des modernen Kunstdruckes gestellt ist, zur eleganten, exacten und raschesten Ausführung sämmtlicher Druckarbeiten, als illustrirte Werke und Kataloge, Commerzdrucksorten, Vignetten etc. etc. bei billigster Preisstellung.“[2]
Noch im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat die Firma eine Reihe von halbamtlichen Publikationen (Statistik und Beamten-Schematismus des Grossgrundbesitzes und der Landwirthschaftlichen Industrien Böhmens, 1891; Prager Adressenbuch für Handel- und Gewerbe, 1893) herausgebracht, wobei Gustav Fanta an verschiedenen Adressbüchern mitgearbeitet hat. Fanta dürfte auch diverse Zeitungen (Prager Börsen-Courier. Tagblatt für Politik, Börse, Handel und Industrie, 1900–1906) verlegt haben und war auch als Redakteur etwa der Prager Börsencorrespondenz. Zeitung für Handel und Volkswirtschaft (1871–) tätig. Bevor Franz Fanta nach kurzem, schwerem Leiden im Juli 1903 verschied, war er Eigentümer und Herausgeber des Prager Börsen-Courier sowie der seit 1898 drei Mal im Monat erscheinenden, von der Buchdruckerei Fanta in Prag hergestellten Publikation Der Romanleser (Leitspruch: „Jede Nummer bringt einen vollständigen Roman.“).[3] Die Administration der Zeitschrift war in der Goldschmiedgasse 8a.
Es konnte nur vereinzelt und sporadisch schöngeistige Literatur nachgewiesen werden, so etwa František Adolf Šubert: Raffael’s Liebe. Schauspiel in drei Aufzügen. Autorisirte Uebersetzung von Edmund Grün (1889), oder Dora Bergstein: Gedichte (1908). An Belletristik erschien 1921 bei Gustav Fanta Nachf. Kranke Lust. Ein Buch verirrter Liebe von Hans Regina Nack. Ansonsten erschienen in den 1920er und 1930er Jahren mehrere Theater-Almanache bzw. „Theaterbücher“:
- Theater-Zeitung mit dem offiziellen Tagesprogramm für das deutsche Landestheater in Prag (1922/23).
- Prager Theaterbuch. Gesammelte Aufsätze über deutsche Bühnenkunst. Hrsg. von Carl Schluderpacher. Prag: Gustav Fanta 1924.
- Neues Deutsches Theater und Kleine Bühne in Prag. Theater-Almanach und Adress-Buch für das Jahr 1928. Hrsg. von Karl Schluderpacher. Prag: Gustav Fanta Nachf., 1928.
- Prager Theaterbuch 1930. Gesammelte Aufsätze und Dichtungen. Herausgegeben von Karl Schluderpacher, redigiert von Hanne Fischer. Mit zahlreichen Kupferstichen, Lithographien und Künstlerbildern. Prag: Gustav Fanta Nachf., [1929].
Anmerkungen
[1] Gustav Fanta erlag einem Herzleiden in Wien, wurde aber am 24. April 1898 im israelitischen Friedhof in Straschnitz/Praha-Strašnice beerdigt, wo sich übrigens auch das Grab von Franz Kafka und seinen Eltern befindet.
[2] Prager Tagblatt, Nr. 45, 14.2.1897, S. 34.
[3] Die letzte Ausgabe, für die Fanta verantwortlich zeichnete, war die Nummer 43 (1903).