E. Prager Verlag

E. Prager Verlag, Wien-Leipzig-Bratislava

Siehe: Murray G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte 1918-1938. Band 2: Belletristische Verlage der Ersten Republik. Wien: Böhlau 1985, S. 290-293


Christian Bartsch / Heiko Schmidt:
Die Brüder Emmerich und Eugen Prager und ihre Verlage[1]

Als wir die „Vitrine“ planten und nach geeigneten Themen suchten, erfuhren wir, daß Frau Helga Lorenz die Arbeit an einer Bibliographie des Prager-Verlages weiterführte, die ihr Mann begonnen hatte. Heinz Lorenz hatte bereits eine Bibliographie der KPD-Buchgemeinschaft Universum-Bücherei für Alle veröffentlicht. Ähnlichkeiten mit der „Bücherfolge für Alle“ des Prager-Verlages hatten das Interesse geweckt. Nicht zuletzt waren die Prager-Bücher zwar des öfteren zu finden, über den Verlag aber so gut wie nichts bekannt. Die Arbeit der Frau Lorenz stockte und sie war dankenswerter Weise bereit, uns das Thema zu überlassen. Die Bücher aus den Prager-Verlagen, die wir bis dahin kannten, fanden wir politisch und literarisch interessant genug, um zu diesen Verlagen zu arbeiten. Nicht zu vergessen manche schön gestatteten Schutzumschläge.

Nach ersten Recherchen und der Lektüre des Eintrags bei Hall ergab sich ein reichlich unübersichtliches Bild: Die beiden Brüder Emmerich und Eugen Prager (nicht zu verwechseln mit dem Verfasser der bekannten „Geschichte der USP“, Eugen Prager) hatten insgesamt drei Verlage betrieben, wobei die Rollenverteilung zumindestens beim ersten Verlag nicht richtig deutlich wurde. Wir hatten den Eindruck, daß Emmerich Prager, der offiziell der Inhaber von E. Prager/Wien-Leipzig war, eher die Rolle eines Strohmannes hatte, und Eugen der eigentliche Verleger war. Näheres über die Biographien der Brüder Prager, war aber nur schwer zu ermitteln. In der einschlägigen Literatur fanden sich, abgesehen von der Arbeit von Hall, nur wenige weiterführende Angaben. Autobiographische Schriften liegen nicht vor, in Erinnerungsbüchern früherer Genossen finden wohl die Verlage, nicht aber die Personen Erwähnung.

Ein Blick auf die in den Prager-Verlagen vertretenen Autoren macht die Sache nicht einfacher: Es finden sich prominente Schriftsteller wie Gladkow und Sinclair neben Unbekannten, vor allem aus Ungarn und anderen osteuropäischen Ländern, österreichische und sudetendeutsche Sozialdemokraten, darunter viele Emigranten, hochrangige Vertreter der tschechischen Exilregierung in London und Spitzenfunktionäre der Labour Party, Linkssozialisten, vermeintliche Trotzkisten und Querköpfe wie Hugo Sonnenschein und Dosio Koffler. Zudem galt laut Hall E. Prager als „jüdischer Verlag“, es lassen sich tatsächlich Titel zu „jüdischen“ Themen bei allen Prager-Verlagen nachweisen.

Die bislang vorliegenden Quellen lassen eine Erörterung der uns interessierenden Fragen noch nicht zu. In jedem Fall arbeiten wir weiter daran, hoffentlich wird daraus eine etwas größere Arbeit entstehen, der Stoff dazu ist da. Im Schlußteil dieser Arbeit werden bereits einige Fragestellungen angerissen, die Perspektive der weiteren Arbeit angedeutet.

Aber da es, unserer Meinung nach, schon jetzt eine spannende Geschichte ist, präsentieren wir hier ein Zwischenergebnis.

E. Prager Verlag, Leipzig-Wien

E. Prager Verlag Anzeige1931, zur Zeit der Weltwirtschaftskrise, deren Auswirkungen auch linke Verlage über die Finanznot ihrer Leser traf, erschienen die ersten Bücher des E. Prager Verlages. Für den Verlag verantwortlich zeichnete Emmerich Prager, ein ungarischer Jude, der 1923 aus Budapest nach Wien gekommen war. Der Verlag hatte seinen Hauptsitz in Wien, die Auslieferung für Deutschland übernahm Carl Emil Krug in Leipzig. Der E. Prager Verlag konnte im ersten Jahr 14 Titel herausbringen, was insofern erstaunlich war, als es Probleme bei der Erteilung einer Konzession durch die Korporation der Buchhändler gab. Diese wurde erst nach einem Berufungsbescheid durch das zuständige Bundesministerium am 6. November 1931 erteilt. Schon im Sommer 1931 war der E. Prager-Verlag mit einer groß angelegten Werbekampagne an die Öffentlichkeit getreten, nachdem schon vier Bücher z.T. prominenter Autoren wie Fjodor Gladkow und Michael Soschtschenko bei ihm erschienen waren. Sie zeigten von Anfang an den internationalen Charakter des Verlages, der mit bis dato weniger bekannten Autoren wie dem Ungarn Andreas Szilágyi weitergeführt wurde. Zu den ersten Büchern zählte auch „Der Leib der Mutter“ der Wiener Schriftstellerin Else Feldmann. Dieser war erstmals als Fortsetzungsroman 1924 in der Arbeiter-Zeitung veröffentlicht worden. Im Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel Nr. 28/1931 war zu lesen: „Der E. Prager-Verlag verteilt bei der Arbeiterolympiade, die vom 19. Juli an in Wien stattfindet 200.000 Exemplare seiner Propagandaschrift. Hunderttausende werden dadurch auf unsere Serie „Das Gesicht der Zeit“, mit dem Hinweis auf den Buchhandel aufmerksam gemacht. Decken Sie sich rechtzeitig mit Büchern ein. Verlangen Sie Plakate, Prospekte der Serie „Das Gesicht der Zeit“ Eine Bücherfolge für Alle. Wir bringen: Romane erster Autoren aller Länder… Erzählungen zeitnaher Erzähler…Enthüllungen über drohende und vergangene Katastrophen, Berichte über gegenwärtige und vergangene weltpolitische Abenteuer und Abenteurer, Reportagen über das Leben in Kasernen, Kerkern“.[2]

Zwölf Titel bildeten die Reihe „Das Gesicht der Zeit“. Sie waren im Stile der Neuen Typographie gestaltet und mit Umschlägen unter Verwendung von Fotomontagen versehen. Die Reihe war offensichtlich erfolgreich genug, um 1932 eine zweite Auflage zu erleben. Unter den in dieser Reihe erschienenen Titeln knüpften einige an Topoi der damaligen Popularkultur an, um in diesem Gewand den Lesern (auch außerhalb der Linken) „linke“ Themen nahezubringen drückte sich z.B. in den Umschlaggestaltungen von Alexander Ell aus, der mit einer Verbindung von modernen Gestaltungselementen (Montage, typographische Gestaltung) und reißerischen Bildinhalten arbeitete. Inhaltlich setzt sich diese Linie fort. So z.B. bei Hans Berkos „Gauchos, Cowboys und Vaqueros“. Während Titel und Umschlag ein Abenteuer/Cowboy-Buch anpriesen, heißt es der Vorbemerkung: „Das Cowboyleben, das zu vielen romantischen Lügen Stoff gegeben hat, soll nun hier geschildert werden, wahrheitsgetreu, ohne Kinoschmuck, als das, was es wirklich ist: das Leben der Proletarier der freien Steppe. Die Geschichte eines Cowboys wird erzählt, mit bunten, abenteuerlichen Episoden ganz im Stile damaliger Groschen-Heftchen. Vor diesem Hintergrund wird aber das Thema des sozialen Wandels vom Wilden Westen in das bürgerliche Amerika vollzogen. Arbeit und Klassenunterschiede, aber keine sozialen Kämpfe, keine Organisation… Geradezu zwangsläufig nimmt es dann auch kein gutes Ende mit dem eigentlich nicht unsympathisch wirkenden Protagonisten.

Es passt dabei auch ins Bild, dass mit Fritz Rosenfelds[3] „Tirilin reist um die Welt“ auch ein Kinderbuch herausgebracht wurde. Dieses richtete sich an „denkende Kinder“ und klärt in der Form eines Märchens über die soziale Ungleichheit im Kapitalismus auf.

Bis 1934 erschienen 26 (bislang nachgewiesene) Titel bei E. Prager, vorwiegend Belletristik, neben Prominenten auch neue Autoren aus den Nachfolgestaaten des untergegangenen Österreich-Ungarn. Für die Anfangsphase des Prager-Verlages ist keine eindeutige politische Bindung festzustellen. Der Verlag bewegte sich im Umfeld der SDAP, war in seiner Literaturauswahl allerdings wesentlich freier als ein Parteiverlag. So erschien 1932 mit Albertons „Birobidschan, die Judenrepublik“ die Übersetzung des Romans eines jungen jüdischen Arbeiters aus der Ukraine, der die jüdische Kolonisation in der Sowjetunion beschreibt und ein durchaus solidarisches Verhältnis zur Sowjetunion zeigt. Im gleichen Jahr erscheint das Buch von Margarete Neumann „Ich kann nicht mehr“ über die Situation der Trotzkisten in der Sowjetunion, dem der Verlag einen distanzierenden Brief von Trotzki vorangestellt hat. Insgesamt spiegelt das Verlagsprogramm eine Mischung aus sozialdemokratischen und linkssozialistischen Positionen wider.

In den Jahren 1932 und 1933 lassen sich weniger Neuerscheinungen nachweisen, wobei auch der Wegfall des deutschen Absatzmarktes eine Rolle gespielt haben mag. Nachweisbar ist z.B. ein Verfahren der Berliner Prüfstelle, dass im März 1933 zur Aufnahme des Buches von Otto Bernhard Wendler „Drei Figuren aus einer Schießbude“ in die „Liste der Schund- und Schmutzschriften“ führte. Aus der Begründung: „Das Buch bringt in betont salopper, oft frivol wirkender Schreibart in fortwährender Erneuerung und Abänderung breit ausgemalte Liebesszenen unreifer Schüler und kaum dem Kindesalter entwachsener Schülerinnen (…) Da das Buch für diese jederzeit erreichbar und auf sie auch wegen seiner anreißerischen Aufmachung besondere Anziehungskraft auszuüben geeignet ist, hat es in hohem Maße jugendgefährdenden Charakter.“

Mit der Veröffentlichung der Broschüre „Marx gegen Hitler“ 1933 dürfte dann ein Absatz von Prager-Büchern in NS-Deutschland völlig unmöglich geworden sein. Die unter dem Pseudonym Irlen (das bisher noch nicht mit Sicherheit aufgelöst werden konnte) erschienene Broschüre „Marx gegen Hitler“ ist aus zweierlei Gründen besonders interessant. Einmal, weil sie in einer Vorbemerkung eine Stellungnahme Pragers zu den Absichten seines Verlages beinhaltet: „Wir halten die Meinung der Autoren dieses Essays nicht für die endgültige Lösung des Problems, wir wollen uns mit manchem ihrer Urteile auch gar nicht identifizieren. Dem Grundsatz unseres Verlages entsprechend haben wir den Autoren keine Schranken auferlegt. Aber wir meinen, dass jeder der Sache nützt, der heute die Möglichkeit der freien Diskussion schafft, das heißt zugleich die Möglichkeit der historischen Aktion, die nach Lassalles Worten immer mit dem „Aussprechen dessen was ist“ beginnen muß. Niemand kann heute sagen, in welchen Formen sich die Revolution gegen den Faschismus entwickeln wird. Aber jeder ist überzeugt, dass es neue Formen sein werden. Weil diese Schrift nicht die ausgetretenen Wege geht, sondern nach neuen sucht, haben wir es für gut im Interesse der freiheitliche Sache gehalten, sie in Druck zu bringen und zur Diskussion zu stellen.“ Diese Schrift ist aber auch inhaltlich hoch interessant. Gregor Bienstock vertritt in seinem ausführlichen Vorwort die Position, viel bedeutsamer als die politische Niederlage der deutschen Sozialdemokratie (1933) sei die vorhergehende ideologische Katastrophe. Er wendet sich gegen die psychologische und politische Liquidierung des Revolutionsbegriffs und einen bloß formalen Demokratiebegriff. Andererseits setzt sich Bienstock vom Bolschewismus ab. Er kritisiert dort die Bürokratisierung des Partei- und Staatsapparates, ein „Überhandnehmen des politischen Terrors“ und die Kompromittierung der Idee von der internationalen Revolution durch die Politik der Komintern.

Irlen interpretiert den Faschismus als plebejische Bewegung: ein Feind, der nicht wie die „Reaktion“ außerhalb des eigentlichen Volkes stehe, sondern ein „innerer Feind“ sei. Der Faschismus sei nicht an eine bestimmte Form des Kapitalismus gebunden. Seine Methoden: Nationalismus, Antisemitismus und eine offensive Jugendpolitik. Irlen nennt drei Entwicklungsphasen: die Entstehung und der Kampf um die Macht, Reorganisation und Gleichschaltung, schließlich die Konsolidierung. In dieser dritten Phase sei keine Möglichkeit mehr vorhanden, den Faschismus mit inneren Kräften eines Landes zu überwinden. Der Faschismus könne, sei diese Phase erst einmal erreicht, nur an inneren Krisen – wie einer erfolglosen Nachfolgeregelung eines Diktators – oder aber an „außenpolitischen Verwicklungen“ zugrundegehen.

Irlen fordert eine Umorientierung der internationalen Sozialdemokratie, einen Neo-Revisionismus. Die Sozialdemokratie müsse eine Volkspartei werden, ohne ihren Klassencharakter zu verlieren…

Unter der Dollfuss-Diktatur nach den Februarkämpfen 1934 war eine sozialistische Verlagstätigkeit auch in Österreich nicht mehr möglich. Die letzte Veröffentlichung von E. Prager Wien-Leipzig war 1934 Kurt Stecherts[4] erstes Buch „Palästina-Bericht eines Nicht-Juden“.

Eugen Prager Verlag, Bratislava

„In den Februartagen 1934 kam ein Mann zu Fuß, mit einem verbundenen Auge, in die tschechoslowakische Grenzstadt Bratislava. Er kam aus den tobenden Kämpfen, die in Wien zwischen den bewaffneten Arbeitern und der faschistischen Heimwehr um die Verfassung Österreichs geführt wurden. Die Geschütze wurden Herr über die stolzen Arbeiterhäuser Wiens, der Kampf war aus und Dr. Julius Deutsch, einer der Führer der österreichischen Arbeiter, konnte sein nacktes Leben aus Geschützdonner und Maschinengewehrgeknatter retten…“ So beginnt der Klappentext des ersten Buches des Eugen Prager Verlages in Bratislava. Der Führer des Republikanischen Schutzbundes und Mitbegründer des Auslandsbüros österreichischer Sozialisten (ALÖS), Julius Deutsch, war kurz nach seiner Flucht aus Wien einer Einladung nach Amerika gefolgt. Während seiner Vortragsreise über die politische und wirtschaftliche Situation in Europa schrieb er die amerikanischen Reisebilder. Unter dem Titel „Kontinent in Gärung“ und mit Zeichnungen von G.H. Trapp versehen, wurden sie 1935 von Eugen Prager verlegt. Den Vertrieb in Österreich übernahm sein weiterhin in Wien lebender Bruder Emmerich. Dessen Verlag brachte zwar seit 1934 kein Buch mehr heraus, er beantragte aber noch im November 1935 eine Verlängerung seiner Konzession als Verlags-und Versandbuchhandel mit Ausschluss des offenen Ladengeschäftes. Im Antragsschreiben an die Korporation der Wiener Buch-, Kunst und Musikalienhändler hatte er bemerkt, dass sich seine Haupttätigkeit auf die Ausführung der Bestellungen, welche ihm sein Bruder Eugen Prager, Verleger in Bratislava, zur Ausführung übermittelt, beschränkt. Auch wenn die Kontrolle des Buchmarktes durch den Austrofaschismus offensichtlich noch nicht so umfassend gewesen ist, kam die staatliche Reaktion auf das Buch des ehemaligen Schutzbundführers prompt. Eugen Prager schrieb am 22. Mai 1935 an Julius Deutsch: „Soeben erfahre ich, dass Ihr Werk: Kontinent in Gärung, in Österreich verboten und beschlagnahmt wurde. Die Polizei hat alle Wiener Buchhandlungen danach durchsucht.“

Der ungarische Jude Eugen Prager war Anfang 1920 vor dem Horthy-Regime nach Österreich geflohen und bis zum März 1934 mit wechselnden Wohnsitzen in Wien gemeldet. Obwohl er 1933 die österreichische Staatsbürgerschaft bekam, verließ er im März 1934 Wien, weil die Gefahr bestand, dass ihn die neue österreichische Regierung dem faschistischen Regime Ungarns in die Hände spielen würde. In einem Nachruf in der Arbeiter-Zeitung vom 10. Mai 1967 hieß es: „Prager war auch dem autoritären Regime in Österreich unbequem, weil er seinem Verlag eine sozialdemokratische Richtung gegeben hatte“. Allerdings war Eugen Prager als Verleger in Wien nicht in Erscheinung getreten. Nur 1927 tauchten in den polizeilichen Meldeunterlagen kurz die Firmenbezeichnung „Prager & Co.“ und Eugen Prager als „reisender Administrator“ auf. Es war sein acht Jahre jüngerer Bruder Emmerich, der seit 1923 in Wien gemeldet war, der 1931 die Konzession zur Führung eine Verlages erhielt. In welchem konkreten Verhältnis Eugen Prager zu Emmerich Prager und dem E. Prager-Verlag stand, ist noch unklar. Der Zusammenhang wird allerdings an dem unmittelbaren Übergang der Verlagstätigkeit im Jahr 1934 von Wien nach Bratislava deutlich. In diesem Jahr firmierte der E. Prager Verlag sogar unter den Orten Bratislava-Wien-Berlin, während sein wirklicher Sitz die Lützowova 37 in Prag war. Dort saß Eugen Prager, der eine Schlüsselposition in der Literaturproduktion der österreichischen Exil-Sozialdemokratie einnahm und gleichzeitig eine Schnittstelle zur Sudetendeutschen Sozialdemokratie darstellte. Diese hatte sich nach der Tschechoslowakischen Unabhängigkeit 1919 als eigenständige Partei formiert. Sie forderte eine weitgehende Autonomie innerhalb der Tschechoslowakischen Republik, die nach national möglichst einheitlichen Verwaltungsgebieten gegliedert werden sollte. In den 30er Jahren hatte die DSAP fast 100.000 Mitglieder und konnte das Dreifache an Wählerstimmen auf sich vereinigen. Im selben Gebäude in der Prager Lützowova waren auch Schriftleitung und Verwaltung von „Der Kampf. Internationale Revue“ untergebracht.

Das Wirken Eugen Pragers ging weit über den Rahmen seiner Verlagsveröffentlichungen hinaus. So produzierte er z.B. das Gedenkbuch für Koloman Wallisch, der in der Steiermark den bewaffneten Kampf gegen Heimwehr und Gendarmerie angeführt hatte, gefangen genommen wurde und den man am 19. Februar in Wien zum Tode verurteilt und hingerichtet hatte. Das von seiner Frau Paula Wallisch geschriebene Buch „Ein Held stirbt“ wurde offiziell von der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik herausgegeben, während nicht nur die Herstellung, sondern auch der Vertrieb von Eugen Prager organisiert wurde. Der größere Teil der Auflage wurde in kleinerem Format und auf Dünndruckpapier gedruckt, um die illegale Verbreitung in Österreich zu erleichtern. Auch die Veröffentlichung der Zeitschrift „Der Kampf“, in der die österreichischen Exil-Sozialisten und die sudetendeutschen Sozialdemokraten zusammentrafen, wurde von Eugen Prager betreut. Diese erschien in der DSAP-eigenen Druck- und Verlagsanstalt in Teplitz-Schönau. In einem Brief an Otto Bauer, in dem es um die Weglassung seines Namens als Schriftleiter in der österreichischen bzw. tschechoslowakischen Ausgabe geht, schrieb die Druckerei: „Ich bitte Sie nochmals, wenn irgend welche Änderungen auf der Titelseite oder sonstige vorgenommen werden sollen, sich nur an den Genossen Prager wenden zu wollen, der uns dann Auftrag erteilen wird.“ (Brief vom 23.01.35) Ein weiteres Beispiel für die verlegerische Tätigkeit Pragers jenseits seines eigenen Verlages ist die unter dem Pseudonym Pertinax bei Graphia erschienene Broschüre von Otto Leichter[5] „Barbarei oder Sozialismus?“, für die er sowohl Herstellung, als auch Honorarabrechnung übernahm.

Die finanziellen Mittel im Exil waren begrenzt, die Kalkulation eng. Dies betraf nicht nur das ALÖS, das z.B. bezüglich der Herstellung der Pertinax-Broschüre am 28.1.35 an Prager schrieb: „Wir denken gewiß nicht daran, an einer Broschüre etwas zu verdienen, aber wir müssen doch halbwegs auf unsere Spesen kommen (…) dann können wir für die Pertinax-Broschüre nicht mehr als 15 österreichische Groschen bezahlen. Der von Ihnen genannte Betrag ist fast doppelt so hoch…“. Auch der Prager Verlag musste ständig darum kämpfen, über Wasser zu bleiben. So schrieb z.B. Eugen Prager in einem Brief an Julius Deutsch vom 3.10.35: „Kc 2750,- wäre der Betrag, welchen ich bekomme, falls Sie über die 500 Wallisch-Bücher, Dünndruck-Ausgabe disponieren /à Kc 11,- -,d.s. KC 5500,-/ 2750,- Kc gingen zur Amortisation meiner Schulden beim Alös. Wenn Sie momentan über diese 500 Bände nicht disponieren können oder wollen, und ich diesen Betrag als a conto auf diesen Posten erhalten würde, wäre ich Ihnen sehr dankbar (…) was muß ein Verleger nicht alles tun, der in solch stürmischen Zeiten nach allen Seiten Verpflichtungen nachzukommen hat.“ Nicht selten wurden Rechnungen vom ALÖS in Form von Gutschriften für Prager an die Graphia-Druckerei in Karlsbad beglichen.

Das zweite Buch, welches der Eugen Prager Verlag unter den schwierigen Bedingungen des Exils herausgab, war vom ebenfalls in die Tschechoslowakei geflohenen Otto Bauer: Zwischen den Weltkriegen? Die Krise der Weltwirtschaft, der Demokratie und des Sozialismus. Es war eine Fortsetzung der 1931 erschienenen Schrift „Kapitalismus und Sozialismus nach dem Weltkrieg“, die ursprünglich den Anfang einer vierbändigen Ausarbeitung darstellen sollte. Nachdem dessen Manuskripte allerdings 1934 in Wien von der Polizei beschlagnahmt worden waren, konnte die Ausarbeitung nur in komprimierter Form vollendet werden und stand darüber hinaus unter dem Eindruck des faschistischen Vormarsches, dem die Einheit der Arbeiterbewegung gegenübergestellt werden sollte.

Die Zusammenarbeit zwischen Eugen Prager und dem ALÖS war so eng, dass sowohl Bestellungen für den Verlag über das ALÖS liefen, als auch die illegalen Vertriebsstrukturen der österreichischen Sozialisten von Prager genutzt wurden. Der Umfang der Vertriebstätigkeit wird an Bestellungen aus den USA, Frankreich, der Schweiz bis Tel Aviv deutlich. Über den Vertrieb der Prager-Bücher auch nach Österreich und dessen Schwierigkeiten informiert ein Brief des ALÖS vom Februar 1936 an Prager: „Lieber Genosse Prager, wir erhielten heute die Mitteilung vom 8. Februar, dass 76 kg Bücher (…) von hier nach Wien weiter gesendet werden sollen. Wir können aber die Bücher nur auf unserem Transport weiter liefern, der sehr teuer ist. Es ergibt sich deshalb die Frage, ob es nicht möglich wäre, diese Bücher oder wenigstens einen Teil an Ihre Wiener Filiale zu schicken, von wo sie unsere Genossen abholen können. Es sind doch nicht alle Bücher, die unser Freund von ihnen gekauft hat, in Österreich verboten? Z.B. Gladkow gewiss nicht. Was nicht verboten ist, kann man doch auf dem normalen Weg schicken…“ Dieser Brief gibt auch Aufschluß über die Rolle, die Emmerich Prager als Vertriebsfiliale für seinen Bruder gespielt hat. Interessanterweise betrifft das offensichtlich auch die Titel, die ursprünglich im E. Prager-Verlag erschienen sind, wie z.B. Gladkows „Ugrjumow erzählt vom Zuchthaus“. Das weitere Schicksal von Emmerich Prager ist unbekannt. Aus dem Jahr 1937 liegen uns noch Meldebestätigungen und eine Konzessionserteilung vor, danach verliert sich seine Spur.

Trotz seiner exponierten Stellung innerhalb der österreichischen und sudeten­deutschen Sozialdemokratie finden sich keine eigenständigen politischen Aussagen von Eugen Prager. In seinem Verlagsprogramm finden sich sowohl Schriften des rechten Flügels der DSAP, der einen „Volkssozialismus“ propagierte (Wenzel Jaksch: Volk und Arbeiter, 1936), wie auch 1938 das auf Ausgleich zwischen Sudeten und Tschechen drängende Masaryk-Buch Hofbauers. Er veröffentlichte genauso die ungarische Übersetzung von Feuchtwangers Buch Moskau 1937, in der dieser während der sog. Säuberungen Partei für Stalin ergreift, als auch die mit Trotzki sympathisierenden Margarete Neumann, die diesen Terror anprangerte und schon vier Jahre vorher ein Buch im E. Prager-Verlag veröffentlicht hatte. Auch literarisch wird an die Vielfältigkeit des E. Prager-Verlages angeknüpft. Veröffentlichung findet z.B. der KP-Dissident und anarchistische Querkopf Hugo Sonnenschein[6], der Auschwitz überlebte und 1953 in einem tschechoslowakischen Gefängnis starb.

Kontinuität in der Verlagsproduktion haben auch „jüdische Themen“. Schon 1932 war bei E. Prager der Bericht über die „Judenrepublik Birobidschan“ erschienen. Zwei Jahre später, vor dem Hintergrund der Erfolge der Nazis und der wüsten Aufwallungen des Antisemitismus erschien bei Eugen Prager das Buch „Weise von Zion“ von Otto Friedländer unter dem Pseudonym Otto Friedrich. Der linke Sozialdemokrat und vormalige Sekretär der Sozialistischen Studenten-Internationale Friedländer, engagierte sich im Prager Exil im Deutschen Volksfrontausschuss. In seinem Buch richtet er sich gegen den mystifizierenden Antisemitismus und beschreibt jüdische Geistesgrößen, die als Bestandteile der menschlichen Gesellschaft deren Entwicklung geprägt haben: „Es gibt keine geheime Weltverschwörung der Juden und es hat sie nie anderswo gegeben als in der Phantasie schmutziger Pogromschürer. Ein Greuelmärchen ist die Sage dieser „Weisen von Zion“. In einem ganz anderen Sinn als die Judenhasser vermeinen gibt es freilich: Weise von Zion! Einige Propheten, Denker und Staatsmänner sind Gegenstand dieser Betrachtung.“ (aus dem Vorwort)

Ein weiterer Autor des Eugen Prager Verlages war der damalige Chefredakteur des DSAP-Zentralorgans „Sozialdemokrat“ Emil Franzel. Sein erster Auftritt erfolgte beim E. Prager-Verlag unter dem Pseudonym Erik Falkner. Sein Werk war ein Roman, welcher 1934 unter dem Titel „Der letzte Sommer“ als quasi bibliophile Vorzugsausgabe mit großzügigen Illustrationen von G.H. Trapp in limitierter Auflage erschien. Er beschreibt dort die zum Scheitern verurteilte Liebe eines jungen Sozialdemokraten zu einer Prostituierten am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Der Roman stellt eine Anklage gegen bürgerliche Moralvorstellungen auch in der Sozialdemokratie und den aufziehenden Zweiten Weltkrieg dar. Franzel hatte sich ebenso gegen die nationalsozialistische Rassentheorie zu Wort gemeldet, allerdings die Theorie eine abendländischen Volkssozialismus entwickelt: „Der biologischen Interpretation des Nationalsozialismus setzte er die Auffassung entgegen, das „deutsche Volk“ könne nur als eine „nationale Schicksalsgemeinschaft“, welche sich aus „verschiedenen Stämmen und rassischen Gruppen durch dauernde Mischung und gemeinsames historisches Erleben gebildet“ und das „germanische, keltische und mit diesen noch weit ältere, romanische, slawische und orientalische Volksteile“ in sich aufgenommen habe, verstanden werden. (vergleiche Sator S. 187) In seinem 1936 erschienenen Buch „Abendländische Revolution“ lieferte er den geschichtsphilosophischen Hintergrund für den von Jaksch propagierten Volkssozialismus. Er fordert dort die „Selbstbesinnung des Abendlandes auf sein sozialistisches Mittelalter“, um „die Ideen der Gemeinschaft, der Freiheit und Ordnung, des genossenschaftlichen Wirkens“ wieder aufzunehmen. Dieses eigenwillige Geschichtsverständnis Franzels rief Widerspruch in der sude­tendeutschen Sozialdemokratie hervor. In einer empörten Erwiderung im „Kampf“ wurde er als „Sprachrohr Otto Strassers in der Sozialdemokratie“ angegriffen. (Nr. 10, S. 415) Während Wenzel Jaksch 1938 nach London emigrierte, blieb Franzel in der faschistisch okkupierten Tschechoslowakei und passte sich dem NS-Regime an.

Der Eugen Prager-Verlag hatte sich allerdings nicht nur eigenwilligen Neu-Interpretationen des Marxismus verschrieben, sondern auch klassische Originalschriften des Marxismus neu herausgegeben. 1936 erschien als einziger bisher nachweisbarer Band einer Sozialistischen Bücherei die Schrift „Der 18. Brumaire des Louis-Bonaparte“ von Karl Marx mit erläuternden Anmerkungen von Fritz Brügel. Die Sätze des Marx‘schen Textes, die Engels in der zweiten Ausgabe gestrichen hatte, wurden in dieser Ausgabe wieder eingefügt und ein achtseitiges Vorwort von Otto Bauer vorangestellt.

1936 startet Prager aufs Neue einen Versuch mit einer auf breites Publikum zielenden Reihe „Bunte Romane für Alle“. Mit einem Werbeplakat wurden sechs Titel angekündigt, von denen bislang aber nur 2 Titel nachweisbar sind (Neumann: Obergerichtsrat Dr. Weyer/Grötzsch: Tormann Bobby). Wie bei der Reihe „Gesicht der Zeit“ wurde versucht, den Lesern Im Gewand von Trivialliteratur „linke Themen“ nahezubringen. Besonders deutlich wird dies am Beispiel von Doberers „Republik Nordpol“, wo im Stile eines technischen Zukunftsromans die Meuterei der Besatzung eines deutschen Kriegsschiffes gegen die Nazis und die Flucht in die Arktis dargestellt wird. Neben der Gestaltung als technischer Abenteuerroman wird versucht, eine zweite Brücke zu schlagen, indem die Motive der Meuterer nicht etwa auf einer „linken“ Orientierung basieren, sondern aus noch dem Kaiserreich verhafteten soldatischen Ehrbegriffen resultieren. Auch wer dieses Buch heute inhaltlich ärgerlich findet, kann den offensichtlich dahinterstehenden Ansatz, Menschen aus eher konservativen Milieus eine antifaschistische Haltung nahezulegen, durchaus anders bewerten.

Im Jahr der Abtrennung der sudetendeutschen Gebiete von der Tschechoslowakei durch Nazi-Deutschland 1938 endet die Produktion des Eugen Prager Verlages. Vor der Annexion der Tschechoslowakei durch Deutschland im März 1939 emigriert Eugen Prager ein weiteres Mal.

Lincolns-Prager Publishers, London

Wann und unter welchen Umständen Eugen Prager die Tschechoslowakei verließ, wie er nach England gelangte, konnte bislang noch nicht geklärt werden. Es gelang ihm aber schnell, dort Fuß zu fassen, denn bereits 1940 konnte er mit Lincolns-Prager[7] einen neuen Verlag betreiben, der dann bis in die 60er Jahre fortbestand. Mitbegründer des Verlages war Kurt Leo Maschler, der 1937 nach Österreich emigrierte und seit 1939 in Großbritannien war[8].

Die Verlagsproduktion des Jahres 1940 umfaßte vor allem Titel über den Faschismus und Weltkrieg. Neben Darstellungen und Dokumenten des englischen Auswärtigen Amtes veröffentlichte Prager auch ins Deutsche übersetzte Beiträge der britischen Arbeiterpartei über Krieg und Frieden. Es erschienen wieder Bücher der bekannten sudetendeutschen Sozialdemokraten, z.T. in englischer Sprache, wie 1941 Jaksch/Kolarz: England and the latest free Germans. The story of a rescue. Die nach der Besetzung des Sudetengebietes im Oktober 1938 bzw. der Okkupation der Tschechoslowakei im März 1939 emigrierten DSAP-Funktionäre hatten im englischen Exil die Treugemeinschaft Sudetendeutscher Sozialdemokraten gegründet. 1940 verlegte Eugen Prager die Grundsatzerklärung dieser Treuegemeinschaft (Holmhurster Grundsatzerklärung vom 10. März 1940). Sie stellte einen Kompromiß zwischen verschiedenen Positionen in der exilierten sudetendeutschen Sozialdemokratie dar, die von einer Beibehaltung der durch das Münchener Abkommen festgeschriebenen Grenzen bis zur bedingungslosen Teilnahme an der tschechoslowakischen Exil-Armee reichten. In dieser Erklärung wurde das Bekenntnis zum Selbstbestimmungsrecht der Sudetendeutschen ausdrücklich mit der wirtschaftlichen und geographischen Verbundenheit des Sudetengebietes mit den historischen Räumen Böhmens und Mährens verknüpft. Auch der „Sozialdemokrat”, die Halbmonatsschrift der sudetendeutschen Sozialdemokratie wurde von Prager im Londoner Exil herausgegeben. Diese Weiterführung der Kontakte mit der DSAP noch aus der Zeit in der Tschechoslowakei endete aber spätestens 1942/43. Stattdessen verlegte Prager 1944 mit Schriften von Jan Masaryk, Hubert Ripka und Benes Spitzenfunktionäre der tschechischen Exilregierung in London. In dem im Londoner Exil geführten Streit um die weitere Zukunft der Sudetengebiete nach Hitler konnte sich vor dem Hintergrund der Ausdehnung des Krieges und der Verbrechen der Nazis immer mehr der tschechische Exilpolitker Benes mit seinen Aussiedlungsplänen durchsetzen. Die durch Spaltung geschwächte Treuegemeinschaft geriet in die Defensive. Ihr politischer Vertreter Wenzel Jaksch durfte seit 1942 nicht mehr über BBC zu den Sudetendeutschen sprechen und auch bei der Labour Party verloren die sudetendeutschen Sozialdemokraten ihren Rückhalt.

Eine besondere Verbindung unterhält Eugen Prager im englischen Exil zu Julius Braunthal, der die 1940 bei Prager erschienenen „Beiträge aus der britischen Arbeiterpartei über Krieg, Frieden, neues Europa“ übersetzt und eingeleitet hatte. Diese Verbindung wurde auch nach 1945 weitergeführt. So erschienen z.B. die von Braunthal editierten Jahrbücher über die internationale sozialistische Ar­beiterbewegung in den 50er Jahren bei Prager.

Braunthal war bereits 1937-1938 Auslandskorrespondent der von dem Labour­Politiker Stafford Gripps begründeten Zeitung „Tribune“ gewesen und kam Ende 1939, nachdem er 1938-1939 Assistent von Friedrich Adler im Sekretariat der SAI (Sozialistische Arbeiter-Internationale) war, zurück nach London. Mit einem Brief vom 14.1.1940 ging er auf Eugen Prager zu und schlug ihm ein Buch über den Ursprung des Krieges zur Veröffentlichung vor. Prager antwortete nur zwei Tage später und beauftragte Braunthal mit der Übersetzung der 1939 in Basel erschienen Schrift „Der Sozialismus als letzte Etappe des Imperialismus“ von Adolf Grabowsky[9]. Diese Veröffentlichung konnte nicht realisiert werden, aber am 21.3.1940 beauftragte Prager Braunthal mit der „deutschen Übersetzung der uns von der Labour Party zur Herausgabe in deutscher Sprache übergebenen Dokumente und Schriften“. Im July 1940 verhandelte Braunthal mit Hugh Dalton, Labour-Politiker und Minister of Economic Warfare, über eine Übersetzung dessen Buches „Hitler‘s War“, das dann bei Prager herauskommen sollte. Wie aus einem Brief von Prager an Braunthal vom 29.5.1941 hervorgeht, hatte Prager auch in London Kontakt zu ungarischen Emigranten gehalten. Er empfiehlt Braunthal eine eine Anzahl ungarischer sozialistischer Schriftsteller für eine mögliche Zusammenarbeit, darunter Paul Keri, von dem bereits bei E. Prager, Wien-Leipzig ein Buch veröffentlicht worden war.[10]9

Die Kontinuität der Veröffentlichungen zu Jüdischen Themen wird in dieser Phase der Verlagsarbeit v.a. durch „Hungary‘s Alibi“ von W.S. Faber (1944) gehalten. Faber entlarvte hier die Propaganda der ungarischen Regierung, Ungarn stünde in einer Art Opposition zu Hitler. Ein zentrales Element dieser Propaganda, das Faber in den Mittelpunkt seiner Kritik rückte, war ein „good treatment of Jews in Hungary“ (Klappentext).

Eine Sonderstellung innerhalb der Verlagsproduktion in der Zeit von 1940 bis 1945 nimmt Dosio Kofflers „Deutsche Walpurgisnacht“[11] ein, der einzige von Prager in dieser Zeit verlegte fiktionale Text. Koffler, stark von Karl Kraus beeinflusst, hatte in der Zeit der Weimarer Republik vor allem Satiren und Filmdrehbücher verfasst. Er floh 1933 nach Prag, 1938 nach Großbritannien, war kurzzeitig Mitglied im FDKB (Freier Deutscher Kulturbund), den er wegen der dort vorherrschenden Dominanz Moskau-treuer Kreise wieder verließ. Er schloß sich dann der „Gruppe Unabhängiger Deutscher Autoren“ um Kurt Hiller an. Der Kontakt zu Prager wurde von Wickham Steed vermittelt, ehemaliger Redakteur der „Times“ und zwischen 1900 und 1910 Korrespondent in Wien. Steed schrieb auch die Vorworte zur deutschen und ein Jahr später erschienen englischen Ausgabe Kofflers. Koffler lässt in seinem, für den Rundfunk konzipierten Stück Mephisto mit den wieder zum Leben erweckten Goethe, Schiller und Nietzsche eine Reise durch das Deutschland unter der NS-Herrschaft machen. Aus der Konfrontation der Reisenden mit „dem Schindluder, das mit ihren Werken getrieben wird, eröffnet sich eine eigene kritische Dimension“[12]. Analog zu Doberers „Nordpol“ scheint dies der Versuch Pragers zu sein, auch jenseits der Arbeiterbewegung antifaschistische Positionen zu propagieren.

Lincolns-Prager wurde auch nach 1945 weiter betrieben, die letzte uns bekannte Publikation erschien 1966. Aus der Fülle nachweisbarer Veröffentlichungen dieser Zeit haben wir nur wenige in die Verlagsbibliographie aufgenommen, aus denen aber eine Kontinuität der inhaltlichen Ausrichtung spricht.

Eugen Prager, der nach 1945 in London geblieben war, starb dort im Jahr 1967.

Ausblick

Offene Fragen bestehen nach wie vor zu den Biographien von Emmerich und Eugen Prager. Um hier mehr Klarheit zu gewinnen, vor allem bezogen auf ihre politischen und verlegerischen Aktivitäten und die dahinterstehenden Intentionen, bedürfte es vor allem weitere Selbstzeugnisse. Umfassende autobiographische Schriften oder Nachlässe haben wir leider noch nicht auffinden können, die Suche danach geht in jedem Falle weiter.

Ein Fragenkomplex hängt mit der Verlagsarbeit selbst zusammen:

  • Politische und literarische Intentionen,
  • der strategische Einsatz literarischer und buchkünstlerischer Mittel und deren Wandel im Laufe der Verlagsarbeit,
  • Wandel der Adressaten, damit verbunden der Wechsel von Belletristik zu politischen Analysen, von Veröffentlichungen in deutscher Sprache zur englischen,
  • Rezeption (Fach-/Publikum)

die Funktionsweise der Verlage, Mitarbeiter, persönliche Verflechtungen, die institutionelle Anbindung,insbesondere an politische Parteien, im Gegensatz dazu die Qualität eines parteiunabhängigen Verlages,

  • Bedeutung für Debatten innerhalb der Arbeiterbewegung.

Bezogen auf den Charakter als Exilverlag entstehen weitere Fragen: -Repression und Widerstand (ALÖS, antifaschistische Publikationen, Unterstützung des Widerstandes in der „Heimat” (Abgesehen vom Wendlerverbot wurden noch keine Verfolgerakten gefunden),

  • Funktion, bezogen auf die verschiedenen Gruppen von Emigranten (Publikationsmöglichkeit, damit auch Lebensunterhalt),
  • Rolle im Konflikt zwischen Exil-Tschechen und Sudeten, Rolle bezogen auf die Bevölkerung / Parteien des Gastlandes

(auch Frage des Kulturtransfers).

Zu prüfen wäre auch die These vom „jüdischen“ Verlag, wobei zunächst geklärt werden müßte, ob und wie diese Kennzeichnung Sinn macht. Die Bedeutung der Auseinandersetzung mit Antisemitismus im Verlagsprogramm und das Verhältnis zum Zionismus.

Also viel Arbeit, aber wir bleiben dran…

Verzeichnis der verwendeten Quellen und Literatur:

A. ungedruckte Quellen

  • Archiv des Wiener Buchhändlergremiums: Akt Gremium/E. Prager Verlag – Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam: Pr.Br.Rep. 30 Berlin C Nr. 17.025 (Die Aufnahme der Schrift „Drei Figuren aus einer Schießbude“ von Otto Wendler in die Liste der Schmutz- und Schundliteratur. 1933)
  • Die Deutsche Bibliothek, Deutsches Exilarchiv 1933–1945, Frankfurt/M.: EB 75/177 (Brief Eugen Prager an Wilhelm Sternfeld vom 31. August 1955)
  • IISG, Amsterdam: Nachlaß Julius Braunthal, Nr. 66, Mappe Lincolns-Prager
  • Verein zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien: ALÖS-Korrespondenz (mit E. Prager) im VGA SP 34–45 K 12.
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Meldereferat: Polizeiliche Meldeunterlagen zu Eugen und Emmerich Prager.

B. Zeitschrift

Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel (Wien).
72. Jg.,Nr. 28, 10. Juli 1931, S. 159
74. Jg., Nr. 42, 9. Dezember 1933, S. 202

C. Sekundärliteratur

  • Bolbecher, Siglinde (Hg.): Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien, 2000. -Deutsches Exilarchiv 1933–1945. Katalog der Bücher und Broschüren. Stuttgart,1989. -Exenberger, Herbert: Als stünd‘ die Welt in Flammen. Eine Anthologie ermordeter sozialistischer Schriftstellerinnen. Wien, 2000.
  • Hall, Murray G.: Österreichische Verlagsgeschichte 1918–1938. Wien u.a., 1985. Eintrag „E. Prager Verlag (Wien-Leipzig)“, S. 290–293.
  • Koffler, Dosio: Die deutsche Walpurgisnacht. Ein Spiel in 5 Szenen. Mit einem Nachwort von Karl Riha. Mannheim, 1987.
  • Marschalek, Manfred: Untergrund und Exil. Österreichs Sozialisten zwischen 1934 und 1945. Wien, 1990.
  • Prinz, Friedrich: Wenzel Jaksch-Edvard Benes. Briefe und Dokumente aus dem Londoner Exil 1939–1943. Köln, 1973.
  • Röder, Werner (Hg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Band 1,2. München, 1980–1983.
  • Sator, Klaus: Anpassung ohne Erfolg. Die Sudetendeutsche Arbeiterbewegung und der Aufstieg Hitlers und Henleins 1930–1938. Darmstadt, 1996.

Bibliographie der Prager-Verlage

 1931

E. Prager Verlag, Leipzig-Wien

  • Berko, Hans: Gauchos, Cowboys und Vaqueros. Roman. 247 S. Das Gesicht der Zeit. Eine Bücherfolge für Alle (3) Umschlagentwurf von Alexander EIL
  • Feldmann, Else: Der Leib der Mutter. 245 S. Das Gesicht der Zeit. Eine Bücher­folge für Alle (2) Umschlagentwurf von Alexander Ell. Mit Foto von Heimar Lerski.
  • Gladkow Fjodor: Ugrjumow erzählt vom Zuchthaus. 252 S. Das Gesicht der Zeit. Eine Bücherfolge für Alle (1) Aus dem Russischen von Josef Kalmer und Boris Krotkow. Umschlagentwurf von Alexander Ell.
  • Gladkow Fjodor: Ugrjumow erzählt vom Zuchthaus. 2. Auflage (Wien) 256 S. Das Gesicht der Zeit. Eine Bücherfolge für Alle (1) Aus dem Russischen von Josef Kalmer und Boris Krotkow.
  • Hoffmann-Harnisch, Wolfgang: Terror und Ochrana. 234 S. Das Gesicht der Zeit. Eine Bücherfolge für Alle (10) Umschlag mit Fotomontage von Andreas Farago. (2. Auflage 1932)
  • Janowskyj, Jurij: Vier Säbel. 231 S. Das Gesicht der Zeit. Eine Bücher folge für Alle (12) Aus dem Ukrainischen von Hermann Peczeni und Roman Rosdolskyj (2.Auflage 1932)
  • Keri, Paul: Gas, Tank und Flugzeug. Krieg der Zukunft – Friede der Zukunft. 225 S. Das Gesicht der Zeit. Eine Bücherfolge für Alle (7) (2. Auflage 1932)
  • Nikulin, Leo: Diplomaten Seiner Majestät. 242 S. Das Gesicht der Zeit. Eine Bücherfolge für Alle (5) Übersetzung von Polak (2. Auflage 1932)
  • Rosenfeld, Fritz/Felden, Gerda: Tirilin reist um die Welt. Eine Erzählung für denkende Kinder. 176 S. Umschlagentwurf von Andreas Faragö, Umschlagfoto: L Schlager. Mit Textillustrationen von Gerda Felden.
  • Rosenfeld, Fritz: Aufruhr der Herzen (Erzählungen). 309 S. (2. Auflage 1932)
  • Solsky, Watzlav: Bürger Kredow wird zum Zeitgenossen. 247 S. Das Gesicht der Zeit. Eine Bücherfolge für Alle (11) Umschlagentwurf von Andreas Faragö mit Umschlagfoto von Willy Eggarter. (2. Auflage 1932)
  • Soschtschenko, Teterkin bestellt einen Aeroplan. 249 S. Das Gesicht der Zeit. Eine Bücherfolge für Alle (4) Übsetzung von Josef Kalmer. Umschlag von Alexander Ell.
  • Szilágyi, Andreas (Andras): Demeter, der Schweinehirt. 241 S. Das Gesicht der Zeit. Eine Bücherfolge für Alle (6) Umschlagentwurf von Alexander Ell. Über­setzung von H. Toros und Grete Reiner.Gesicht der Zeit. Eine Bücherfolge für Alle (4) Übsetzung von Josef Kalmer. Umschlag von Alexander Ell. (2. Auflage 1932)
  • Vajtauer, Emanuel: Die Träneninsel. 235 S. Das Gesicht der Zeit. Eine Bücherfolge für Alle (8) Übersetzung von Grete Reiner. Schutzumschlag von An­dreas Farago. (2. Auflage 1932)
  • Wendler, Otto Bernhard: Drei Figuren aus einer Schießbude. 250 S. Das Gesicht der Zeit. Eine Bücherfolge für Alle (10) Umschlag mit Fotomontage von Andreas Faragö. (2. Auflage 1932)

1932

  • Alberton, M.: Birobidschan, die Judenrepublik. 286 S. Aus dem Jiddischen von Hermann Peczenik unter Mitwirkung von Josuah Wiesen (Vorwort von Hermann Peczenik). Umschlagentwurf von Erwin Nistler.
  • Jamet, A.: Der unbekannte Soldat spricht. 295 S. Mit dem Vorwort von Hein­rich Mann. Übersetzung von Hermynia zur Mühlen.
  • Neumann, Margarete: Ich kann nicht mehr…. 240 S. Mit einem Brief von Leo Trotzki.
  • Sinclair, Upton: Briefe an einen Arbeiter. 186 S. Übersetztung von Tibor Barte. Mit 20 Zeichnungen und Umschlagentwurf von Lili Rethi.
  • Vavra, Jaroslav R.: 258 S. Aus dem Tschechischen von Grete Rainer.

1933

E. Prager Titelblatt Maschine

  • Broido, Vera: Russische Kindheit.
  • Conway, Joe: Schwarz und Rot. Negerroman. 237 S. Deutsch von Walter Freund. Umschlagzeichnung von Mascha Prohaska.
  • Erlen, B. (Pseudonym): Marx gegen Hitler. 59 S. Mit einem Vorwort von Gregor Bienstock.
  • Kautsky, Karl: Neue Programme. Eine kritische Untersuchung. 70 S.
  • Magyar, N.: Maschine gegen Mensch. 191 S. Übersetzung aus dem Ungari­schen von Georg Kaldor

1934

  • Stechert, Kurt: Palästina – Bericht eines Nichtjuden. 326 S. Umschlagzeich­nung Nistier. Mit Faltkarte.
  • Falkner, Erik (d.i. Emil Franzel): Der letzte Sommer. 80 5. 25 Original-Li­thographien von H. Trapp. Erschien in einer nummerierten Auflage von 999 Exemplaren.

1935                    

Eugen Prager Verlag, Bratislava

  • Deutsch, Julius: Kontinent in Gärung. Amerikanische Reisebilder. 174 S. Zeichnungen und Titelblattentwurf von H. Trapp.

1936

  • Bauer, Otto: Zwischen zwei Weltkriegen? Die Krise der Weltwirtschaft, der Demokratie und des Sozialismus. 355 S.
  • Doberer, Kurt Karl: Republik Nordpol. 160 S. Bunte Romane für alle. Um­schlagentwurf Harry Bott.
  • Franzel Emil: Abendländische Revolution. Geist und Schicksal Europas. 272 S. Umschlagentwurf G.H.Trapp.
  • Friedrich, Otto (d.i. Otto Friedlaender): Weise von Zion. 218 S. Umschlag­entwurf von H. Trapp.
  • Grötzsch, Robert Wir suchen ein Land. Roman einer Emigration. 230 S. Um­schlagentwurf von H. Trapp.
  • Grötzsch, Robert: Vierzehn Bilder aus einem Freiheitskampf. Drama. 89 S. Umschlagentwurf von G.H. Trapp.
  • Hoare, Nic: Florenc im falschen Flugzeug. 158 S.
  • Jaksch, Wenzel: Volk und Arbeiter. Deutschlands europäische Sendung. 138 S. Umschlagentwurf von H. Trapp.
  • Marx, Karl: Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte. 127 S. Sozialistische Bü­cherei. Vorwort von Otto Bauer, mit erläuternden Anmerkungen von Fritz Brügel. Umschlaggestaltung von Andre Drucker.
  • Neumann, Margarete: Und dennoch… 240 S.
  • Neumann, Margarete: Obergerichtsrat Dr. Weyer. 160 S. Bunte Romane für Alle
  • Stern, Alexander: So lacht man in Wien.
  • Stern, Alexander: 56420, vormals Dieudonnä.
  • Weber, Herbert: Der Eisenfresser. Roman. 159 S.

1937

  • Heiden, Konrad: 242 S. Ungarische Übersetzung der Kapitel 1-11 aus dem 1.Band der Hitler-Biographie: Das Zeitalter der Verantwortungslosigkeit, Eu­ropa Verlag Zürich 1936.
  • Hofbauer, Josef: Dorf in Scherben. Roman. 211 S.
  • Sonnenschein, Hugo: Der Bruder Sonka wandert nach Kalkutta. Gedichte. 39 S.

1938

  • Feuchtwanger, Lion: Vallomás Moszkváról. Ungarische Übersetzung von: Moskau 1937.
  • Grötzsch, Robert: Tormann Bobby. Roman. 160 S. Bunte Romane für Alle. Umschlagentwurf von H. Trapp.
  • Hofbauer, Josef: Der große alte Mann. Ein Masaryk-Buch. 272 S. Umschlagentwurf André Drucker.

1940

Lincolns-Prager, London (Auswahl)

  • Die britische Arbeiterpartei über Krieg, Frieden, neues Europa. 150 S. Von R. Attlee, Philip Noel-Baker, Hugh Datton, B. Ayrton Gould, Arthur Greenwood, Harold J. Laski, Herbert Morrison, Leonard Woolf. Vorwort von Lord Snell. Eingeleitet und übersetzt v. Julius Braunthal.
  • Dokumente über die Behandlung deutscher Staatsangehöriger in Deutschland, 1938–39. 44 S.
  • Henderson, Nevile: Der Weg zum Krieg. Darstellung der Vorgeschichte nach Telegrammen und Dokumenten des engl. Auswärtigen Amtes.
  • – Endgültiger Bericht von Sir Nevile Henderson über die Umstände, die zur Beendigung seiner Mission in Berlin führten. 20. September. 1939. 34, 44 S.
  • – Hitlers Weg zum Krieg. Darstellung der Vorgeschichte nach Telegrammen und Dokumenten des Englischen Auswärtigen Amtes. Die wichtigsten Berichte aus dem Blaubuch und aus dem Schlussbericht des britischen Botschafters in Berlin. 47 S.
  • Jaksch, Wenzel / Kolarz, Walter: Der Weg der letzten freien Deutschen. Dokumente und Berichte. 51 S.
  • Lennhoff, Eugen: Thousand and one Nazi lies. 128 S. Translation G.H. Brooke.
  • Sozialdemokrat, Der: Halbmonatsschrift der sudetendeutschen Sozialdemokratie / Chefredakteur Wenzel Jaksch. In Deutscher Bücherei vorhanden: Jg.1, 1940; Nr.1 – Jg. 12, 1951 (damit Erscheinen eingestellt)
  • Treuegemeinschaft Sudetendeutscher Sozialdemokraten: Declaration of the Sudeten-German Social-Democrats. Concerning the future status of the Sudeten territory in a democratic Europe reorganised an a federal basic; adopted in London, March 10 1940. 11 S.

1941

  • Jaksch / Kolarz: England and the latest free Germans. The story of a rescue. 58 S.
  • Koffler, Dosio: Die deutsche Walpurgisnacht. Ein Spiel in 5 Szenen. 93 S. Vorwort von Wickham Steed.

1942

  • Belina, Joseph Stephan: Czechoslovakie, land of freedom and democracy. 64 S.
  • Belina, Joseph Stephan: Fight for a new democratic Cz.
  • Kolarz, Walter: Stalin und das ewige Rußland. Die Wurzeln des Sowjetpatriotismus. 46 S.
  • Belina, Josef: Czechoslovak Labour under Nazi Rule.

1943

  • Belina, Joseph Stefan: Czech labour Nazi Rule.
  • Brackett, Lewis: Our Dailer (Daily) Bread.


1944

  • Belgian Ministry of Information: The underground press in Belgium. 60 S.
  • Benes, Edvard: Czechoslowak policy for victory and peace. The fourth message of the president of the Republic to the State Council an February 3, 1944. 53 S.
  • Faber, W.S.: Hungarys alibi. 48 S.
  • Lewis, Brackett: Democracy in Czechoslovakia. Fünfte, vermehrte Ausgabe (erstmals herausgegeben vom American Institute in Prague 1937)
  • Masaryk, San: Speaking to my country. 151 S.Umschlag von Schlosser.
  • Ripka, Hubert: East and West. 151 S.

1946

  • Robinson, Edward: Lawrence the rebel.
  • Sinclair, Upton: Konec Sveta
  • Wiking, Paula: The changing Germans. 138 S.

1947

  • Edelmann, Maurice: Herbert Morrison. Pictorial Biography.
  • Westminster Abbey. Text von Meadows White. Fotos von Derrick L. Slayer in Zusammenarbeit mit Guy Allan und John Uvsey.

1951

  • White, Meadows (Text): London Treasures. Text von Meadows White. Fotos von Derrick L. Slayer.

1952

  • A new Statement of Principles.

1954

  • Cohen, A(braham): The Parting of the Ways. Judaism and the Rise of
  • Popular Jewish Library. Published for the World Jewish Congress, British Section,

1956

  • Kobler, Franz: The Vision was there. A history of the British Movement for the restoration of the Jews to Palestine.
  • Yearbook of the International Socialist Labour Movement 1956-1957. Edited by Julius Braunthal. 529 S. (under the Auspices of the Socialist International and the Asian Socialist Conference)

1957

  • Yearbook of the International Socialist Labour Movement 1957-1958. Edited by Julius Braunthal. (under the Auspices of the International Confederation of Free Trade Unions)

1959

  • (sic) Krleza, Miroslav: The retum of Philip Latinovicz. Übersetzt von Zora G. Depolo. Umschlagestaltung von Miodrag Vujacic.

1961

  • Andric, Ivo: Bosnian Story. Übersetzt von Kenneth Johnstone
  • Robinson, Edward: Lawrence the rebel.

1966

  • Hynd, John B.: Willy Brandt – A Pictional Biography.

Kommentar von Murray G. Hall

Ich möchte Herrn Christian Bartsch für die Erlaubnis danken, diesen Text hier zu übernehmen.

Dass der E. Prager Verlag als „jüdischer Verlag“ galt bzw. von Menschen wie Will Vesper oder von der Reichschrifttumskammer als solcher angesehen wurde, ist keine These. Es liegt ein Missverständnis vor. Aus dem Kontext meiner Verlagsgeschichte geht hervor, dass dieses „Prädikat“ nichts damit zu tun hatte, ob ein Verlag in seinem Programm das Judentum oder den Antisemitismus thematisierte, denn bis auf die paar „zionistische“ Verlage gibt es dafür keine Beispiele. Es genügte, dass ein Verleger, wie etwa Paul Zsolnay, jüdischer Herkunft war, so auch im Fall Prager. Die Kennzeichnung „jüdischer Verlag“ hat insofern einen Sinn, als er – neben „Judenverlag“ (Copyright Will Vesper) – in NS-Literaturkreisen jene Form der sprachlichen Diskreditierung war, die letztendlich zur Schließung einer Firma führte. Einen Beweis für die Bezeichnung im Fall E. Prager, Preßburg, habe ich im betreffenden Firmenakt des Börsenvereins im Sächsischen Staatsarchiv (StA Leipzig Nr. 14950) entdeckt. Dort ist ein Hinweis darauf, dass Prager vermutlich ein jüdisches Unternehmen sei.


Anmerkungen

[1] An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei allen Personen und Institutionen bedanken, die uns bei unserer bisherigen Arbeit zu den Prager-Verlagen unterstützt haben. Besonders bedanken möchten wir uns bei Frau Dr. Lorenz, Dr. Murray G. Hall, Marcus Strohmeier vom VGA, Helga Lindenau von der Sammlung Exil-Literatur der Deutschen Bibliothek/Deutsche Bücherei in Leipzig und nicht zuletzt dem Privatarchiv Schantl in Wien.

[2] Von Paul Keris Buch (Bibl. Nr.6) hat uns ein mit dem Stempel „Schutzbund-Exemplar“ versehenes Exemplar vor, mindestens ein weiteres ist uns bekannt. Offenbar hat der Schutzbund einen Teil der Auflage übernommen, was bei der späteren Zusammenarbeit zwischen Eugen Prager und Julius Deutsch eine Rolle gespielt haben könnte.

[3] Fritz Rosenfeld trat später unter dem Namen Friedrich Feld auf. Der studierte Literatur-und Kunsthistoriker war Mitarbeiter an der Wiener Arbeiter-Zeitung, emigrierte im Februar 1934 in die Tschechoslowakei und 1939 nach England

[4] Stechert gehörte der rätekommunistischen Rote Kämpfer-Fraktion in der SAP an, wurde allerdings wegen eines Aufrufes zum Wahlboykott aus der Partei ausgeschlossen. 1933 emigrierte er in die Tschechoslowakei und 1938 nach Schweden. Er unterstützte das Palästina-Auswanderungsprogramm der zionistisch-sozialistischen Jugendorganisation Hechaluz.

[5] Otto Leichter war ein führender Funktionär der Revolutionären Sozialisten Österreichs. Er wandte sich später gegen die alleinige Orientierung auf eine gesamtdeutsche Perspektive und gegen die Einigung der deutschen und österreichischen sozialistischen Exilgruppen, wie sie 1938 zwischen führenden Vertretern der SDAP und der RSÖ festgelegt wurde.

[6] Der slowakische Vagabunden-Lyriker Sonnenschein (Sonka) schloß sich 1919 kurz der tschechischen Sozialdemokratie an, während er in der anarchistisch-sozialistischen Wochenschrift (Cerven) mitarbeitete. Er nahm am 2.Weltkongreß der Kommunistischen Internationale in Moskau teil und war später Sekretär der tschechischen KP-Gruppe in Wien. Als Trotzkist ausgeschlossen, gab er später eine Broschüre gegen die Moskauer Schauprozesse heraus. 1942 wurde er nach Auschwitz deportiert. Er überlebt im Unterschied zu seiner Lebensgefährtin. 1947 wird er wegen angeblicher Kollaboration von der CSR-Justiz zu 20 Jahren Haft verurteilt. Er stirbt 1953 im Gefängnis Mirov.

[7] Ebenfalls noch ungeklärt ist, welche Bedeutung dem „Lincolns“ im Verlagsnamen zukommt.

[8] Maschler war zwischen 1927 und 1937 Inhaber verschiedener Verlage gewesen, darunter des Axel Juncker Verlages und des Atrium Verlages (Basel). Er verlegte seit 1937 in Deutschland verbotene Autoren. Später Hg. anti-nationalsozialistischer Flugschriften des britischen Nachrichtendienstes. Nach 1945 weiterhin Verleger.

Als weiteren Mitarbeiter von Lincolns-Prager nennt das Deutsche Exilarchiv Frankfurt Paul Fischel, über den wir bislang keine weiteren Informationen haben. Ebenso ist es mit den im Briefkopf von Lincolns-Prager angeführten Directors: Vandeleur Robinson, John Parker (M.P) und Martin W. Blake. Prager dort mit geändertem Vornamen : Eugène.

[9] Grabowsky (1880-1969) war 1934 in die Schweiz emigriert, vor 1933 Dozent an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin.

[10] Vielleicht hat Pragers Verbindung zu Braunthal auch nach dessen Zerwürfnis mit anderen österreichischen sozialdemokratischen Emigranten eine Rolle dabei gespielt, dass die Kontakte z.B mit Julius Deutsch und anderen Bekannten vom ALÖS in der Londoner Phase nicht erneut aufgenommen wurden. Prager hat keine Titel aus diesem Umfeld mehr herausgebracht. In Julius Deutschs Erinnerungsbuch „Ein weiter Weg“, Zürich u.a. 1960, findet Prager keine Erwähnung. Angesichts der engen Zusammenarbeit in den 30er Jahren ist dies zumindestens erstaunlich.

[11] Neuausgabe mit einem Nachwort von Karl Riha, Mannheim 1987.

[12] vgl Riha (1987), S. 93.