Deutsche Volksbuchhandlung, GmbH, Komotau/Chomutov
Die am 15. Dezember 1913 gegründete Firma war eine Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung sowie ein Antiquariat. Besitzer war die Hauptleitung des Bundes der Deutschen in Böhmen in Teplitz und die Ortsgruppe Komotau. Sie war auch eine Spezialhandlung für Büchereieinrichtungen. Geschäftsführer war Josef Richter. Die Firma hatte auch eine Filiale in Dallwitz/Dalvice bei Karlsbad. Schwerpunkt der schmalen Produktion waren Prokuristen waren (1934) Prof. Heinrich Schürer und Dr. Ernst Storch. Die Firma, die Mitglied des Börsenvereins war, war bis 1942 im Adreßbuch des deutschen Buchhandels verzeichnet. Die Firma entfaltete keine ausgedehnte Verlagstätigkeit, die meisten Publikationen sind von der Anstalt für Sudetendeutsche Heimatforschung, Zweigstelle Komotau, herausgegeben worden und betreffen hauptsächlich Publikationen zum Thema Nordböhmen, Nordwestböhmen, wie etwa Beiträge zur Heimatforschung Nordwestböhmens. I. Band, Wortschatzsammlung der Nordwestböhmischen Mundart und Umgangssprache von Rudolf Wenisch. Gelegentlich erschienen auch literarische Werke wie Alexander Schloßer: Wer wirft den ersten Stein? Ein Warnruf in fünf Bildern (1926) sowie Hubert Kroutil: Der Weg zur Heimat. Roman (1926).
Die Deutsche Volksbuchhandlung Komotau hat im verflossenen Jahre [1924] ihren zehnjährigen Bestand gefeiert und auch in diesem Jahre schöne geschäftliche Erfolge erzielt. Der nicht geringe Reingewinn wurde zur Stärkung der Rücklage und Förderung gemeinnütziger und völkischer Zwecke verwendet. (Lt. Reichberger Zeitung.)
Wir wünschen der Deutschen Volksbuchhandlung diesen schönen Erfolg. Nach Berichten zu urteilen, schließen alle Vereinsbuchhandlungen mit nicht geringerem Nutzen ab. Es wundert uns deshalb nicht, wenn sich auf solche Berichte hin, die durch alle Zeitungen laufen, auch andere Vereine berufen glauben, ein Geschäft zu errichten. Ein großer Teil der Unkosten wird ja von der Volksgesamtheit getragen. Der selbständige Buchhändler aber, der für alles selbst aufzukommen hat, kommt recht und schlecht durch. Warum? Er tritt für alle Vereine ein, fördert sie, wo er nur kann, um schließlich und endlich alles an die Vereine, denen er einer der wertvollsten Mitarbeiter ist, abgegeben zu haben – bis er nicht mehr weiter kann und reif für den Untergang ist.[1]
Freitag, den 12. Feber [1926], kam der Tod als Erlöser von langem Siechtum und Blindheit zu einem braven, biederen Mann, der ein Leben strenger Pflichterfüllung und rührender Genügsamkeit in sich hat. Buchhändler Franz Laube ist Freitag im 72. Lebensjahre in Komotau verschieden. Ein gebürtiger Komotauer, wandte er sich als junger der Schule entwachsener Mann dem Buchhändlerberufe zu und trat in die Dienste der ehemaligen Stumpf‘schen Buchhandlung, der er sich mit beispielgebender Pflichterfüllung und rastlosem Eifer hingab und deren Seele er durch lange Jahre hindurch war. Als diese Buchhandlung im Jahre 1913 in die „Deutsche Volksbuchhandlung“ übergeleitet wurde, ist Laube auch von der neuen Firma übernommen worden, der er sich noch einige Jahre in treuer Dienstleistung widmete. Im Laufe der Jahre und durch den anstrengenden Dienst in dem früheren, nur von künstlichem Licht erleuchteten Geschäftsraum hatte er sich ein schweres Augenleiden zugezogen, das sich noch im letzten Kriegsjahr derart verschlimmerte, daß er sich einer Operation unterziehen mußte. Diese konnte ihm aber keine Hilfe mehr bringen und er mußte seine Lebensjahre in völliger Blindheit schließen. Nun haben sich seine blinden Augen zum ewigen Schlummer geschlossen. Alle diejenigen, die ihn im Leben kannten und mit ihm in Berührung kamen, werden dem Verblichenen ein ehrendes und dankbares Angedenken bewahren.
Verlagsproduktion
- Beck, Eduard: Das blaue Wunder und anderes. Skizzen. Komotau: Deutsche Volksbuchhandlung, 1928.
- Blumer, Josef: Sammlung mundartlicher Wörter und Redensarten der nordwestböhmischen Mundart, besonders von Brüx und Umgebung. Komotau: Deutsche Volksbuchhandlung, 1929. (Anstalt für sudetendeutsche Heimatforschung. Beiträge zur Heimatforschung Nordwestböhmens; Bd. II).
- Hauptmann, Fritz: Die staatsrechtlichen Bestrebungen der Deutschböhmen 1848/49. Komotau: Deutsche Volksbuchhandlung, 1926. (Hrsg. Anstalt für Sudetendeutsche Heimatforschung, Zweigstelle Komotau)
- Kroutil, Hubert: Der Weg zur Heimat. Roman. Komotau: Deutsche Volksbuchhandlung, 1926.
- Lodgman von Auen, Rudolf: Um Recht und Freiheit! Komotau: Deutsche Volksbuchhandlung, 1920.
- Schloßer, Alexander: Wer wirft den ersten Stein? Ein Warnruf in fünf Bildern. 1926. Sturm, Heribert: Die Bücherei der Lateinschule zu St. Joachimsthal. Komotau: Deutsche Volksbuchhandlung, 1929. (Kommissionsverlag)
- Wenisch, Rudolf (Hrsg.): Beiträge zur Heimatforschung Nordwestböhmens. In Verbindung mit Eduard Fiedler, Ing. Leonhard Gelinek, Anton Lorenz und M. Schrötter. I. Band. Komotau: Deutsche Volksbuchhandlung.
- Wenisch, Rudolf: Richtlinien zur Abfassung von Ortsgeschichten für Bezirkskunden und Gemeindegedenkbücher mit besonderer Berücksichtigung der Bezirke Komotau, Kaaden und Saaz. Komotau: Deutsche Volksbuchhandlung, 1929.
- Wenisch, Rudolf: Wortschatzsammlung der Nordwestböhmischen Mundart und Umgangssprache. Komotau: Anstalt für Sudetendeutsche Heimatforschung/Verlag der Deutschen Volksbuchhandlung, 1926.
Anmerkungen
[1] Der Buchhändler, 6. Jg., Nr. 20–21, 21. Juli 1925, S. 96–97.
[2] Der Buchhändler, 7. Jg., Nr. 6/7, 1. März 1926, S. 21.