Carl Scheithauer

Carl Scheithauer, Dux/Duchcov

Carl Scheithauer AnzeigeDie Firma Carl Scheithauer wurde 1878 in Dux/Duchcov gegründet. Der Betriebsgegenstand war laut Perles‘ Adreßbuch 1925 bzw. Adreßbuch des Deutschen Buchhandels 1926 Buch-, Kunst- Musik-, Kolp. und Schreibmaterialien, nebst Leihbibliothek. Perles‘ Adreßbuch verzeichnet 1937 Carl Ludwig Scheithauer und Dipl.Ing. Wilhelm Scheithauer als Gesellschafter. Im Adreßbuch 1939 liest man: Buch-, Kunst-, Musik-, Reisebuchhandlung nebst Leihbibliothek, Zeitschriftengroßbetrieb, Bahnhofsbuchhandel. Inhaber: Carl Scheithauer, seit 1884, und Dipl.Ing. Willi Scheithauer, seit 1934.

Die Firma trat nur sehr sporadisch als Buchverlag in Erscheinung und verlegte nur Heimatkundliches. Carl Streithauer’s Buchhandlung verlegte auch den Duxer Bote sowie Illustrierte Volkskalender.


Verlagsproduktion:

  • Kolb, Alexis: Pater Hahn, der Faust des Erzgebirges. Gesammelte Erinnerungen an den Wunderkaplan von Platten. Verlag Carl Scheithauer, 1923.
  • Kreuz, Adolf: Geschichte der Stadt Dux. Mit im Anhang beigefügter Karte. Dux: Carl Scheithauer, o. J. (1933).

Carl Scheithauer

Am 25. August d.J. [1935] feiert der Vorsitzende unseres Verbandes der Deutschen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler und Verleger in der Tschechoslowakischen Republik, Herr Carl Scheithauer, Buchhändler, Dux, in voller Frische seinen 70. Geburtstag.

Der Jubilar, einer alten Duxer Familie entstammend, ging nach Besuch des Gymnasiums zu Brüx nach Prag, um dort vorerst eine sorgfältige kaufmännische Ausbildung zu erhalten. Im Jahre 1882 kehrte er nach Dux zurück, um im väterlichen Geschäfte (Ferdinand Scheithauer, Sortimentsbuchhandlung) die buchhändlerische Lehrzeit zu absolvieren. Darauf führte ihn sein Weg nach Leipzig, wo er als Verlags- und Sortimentsgehilfe seine Kenntnisse zu vertiefen suchte. Ins väterliche Geschäft zurückgekehrt, widmete er sich dem Aufbau des Unternehmens, zu dessen Führung er mit Konzessionsdekret des Ministeriums des Innern vom 4. Oktober 1894 bestellt wurde. In diese Zeit fällt der Neubau des Geschäftshauses, in dem sich noch heute nach verschiedentlich durchgeführten Innenarbeiten die Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung, verbunden mit Zeitschriftengroßbetrieb und das Papiergeschäft, befinden.

Die dem Jubilar angeborene Organisationsgabe beschrankte er sich nur auf sein eigenes Unternehmen, wir finden ihn 1902 als Mitbegründer des Gremiums der Kaufleute für den Bezirk Dux, dem er ununterbrochen durch 22 Jahre, zuletzt als Zahlmeister seine Dienste in uneigennütziger Weise zur Verfügung stellte. Schon in dieser Zeit wandte sich sein Augenmerk dem fachlichen Fortbildungswesen zu, er betätigte sich lange Jahre als Vertreter des örtlichen Gremiums im Ausschusse der kaufmännischen Fortbildungsschule.

In den Jahren 1900–1907 entstanden im Gebiete Nordwestböhmens eine Reihe Buchhandlungen, deren Bestreben ein fachlicher Zusammenschluß war. Einer der Mitgründer des am 29.9.1907 ins Leben gerufenen „Vereins der deutschen Buchhändler Nordwestböhmens“ war Herr Carl Scheithauer, der lange Jahre als Schriftführer ehrenamtlich tätig war, um schließlich in die Obmannstelle aufzurücken. Unter seiner Leitung erfuhr der Verein den Ausbau zum „Verein deutscher Buchhändler Böhmens“.

In der Zeit bis zum Weltkrieg faßte der Buchhandel im deutschen Siedlungsgebiete Böhmens immer festeren Fuß und in der Erkenntnis, daß eine Wahrung der fachlichen Interessen nur durch ein eigenes Zwangsfachgremium zu erreichen sei, kam es im Jahre 1915 zur Gründung der Genossenschaft der Buch-, Kunst- und Musikalienhändler im Reichenberger Handelskammersprengel. Auch hier finden wir den Jubilar in den vordersten Reihen, bei der gründenden Hauptversammlung wurde er in den Genossenschaftsausschuß gewählt, dem er noch heute angehört. Über Mitbetreiben des Jubilars kam es 1921 zur Einbeziehung des Buchhandels des Handelskammersprengels Eger in die Genossenschaft.

Als es gegen Ende des Weltkrieges zur Einberufung des „Letzten Aufgebotes“ kam, verließ Herr Scheithauer sein Unternehmen, um dem Staate seine Dienste zur Verfügung zu stellen. Die durch den Ausgang des Weltkrieges entstandene neue Lage isolierte den deutschen Buchhandel in den Sudetenländern vollständig, und wieder war es der Jubilar, der gemeinsam mit einigen wenigen Kollegen an die Arbeit ging, Rat zu schaffen. Bei der Gründung des Verbandes der Deutschen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler und Verleger n der Tschechoslowakischen Republik im März 1922 wurde Herr Carl Scheithauer als 1. Vorsitzender an die Spitze des neugegründeten Verbandes und damit an den Platz gestellt, der ihm völlig freie Bahn für die Durchführung seiner Pläne gab. Der Aufbau der Organisation ging unter seiner Leitung in raschen Schritten vorwärts und als der Bestand der Organisation sowohl nach Innen als auch nach Außen entsprechend gefestigt war, begann er ein neues Werk in Angriff zu nehmen, aus der Erkenntnis heraus, daß die Organisation neben der Wahrung wirtschaftlicher Interessen auch aus den Verhältnissen der Zeit heraus verpflichtet ist, der fachlichen Ausbildung des Nachwuchses größtes Augenmerk zuzuwenden. Über sein Betreiben und nach seinen Plänen wurde 1927 die erste Fortbildungswoche für Buchhandelslehrlinge ins Leben gerufen, die nicht nur zur ständigen Einrichtung wurde, sondern auch zur Errichtung von Gehilfenfreizeiten und weiter zu Arbeitsgemeinschaften für selbständige Buchhändler führte.

Um sich etwas zu entlasten und noch stärker den ehrenamtlichen Aufgaben widmen zu können, wandelte der Jubilar im Jahre 1934 seine Firma in eine offene Handelsgesellschaft um und trat einen Teil der Leitung des aus ganz kleinen Anfängen nach jahrzehntelanger rastlos Arbeit heraus entstandenen umfangreichen Unternehmens seinem Sohn und Gesellschafter, Herrn Dipl.-Ing. W. Scheithauer ab.

Carl Scheithauer ist trotz der enormen Entwicklung seines Unternehmens und trotz der führenden Stellen, die er im öffentlichen Leben, insbesondere im Kreise seiner Fachkollegen einnimmt, der geblieben, der er zu Beginn seiner Laufbahn war: ein aufrechter, gerader Charakter, dabei von einer Schlichtheit, und strenger Sachlichkeit, die ihn veranlaßte, auf eine kurz vor seinem Ehrentage gestellte Frage zu antworten: „Gewiß liegen die erzielten Erfolge in zäher unabläßlicher Arbeit und Ausdauer, aber sie wären nicht möglich, wenn mir nicht in unserem Verbande ein Stab von Mitarbeitern zur Seite gewesen wäre, die gleich mir dachten und handelten und Opfer freiwillig der Sache wegen auf sich nahmen.“ Und gerade diese Eigenschaft trug wesentlich dazu bei, ihn zur Persönlichkeit werden zu lassen, bei der der Buchhandel der Tschechoslowakei ohne Scheu seine Sorgen abladen und sich Rat holen kann.

Nicht nur mit allen Kollegen des Inlandes, auch mit zahlreichen Buchhändlern und Verlegern des Reiches steht der Jubilar durch die Mitarbeit an den Aufgaben des Börsenvereines der Deutschen Buchhändler in freundschaftlichen Beziehungen.

Möge unserem Verbandsvorsitzenden, Herrn Carl Scheithauer, weiter ein recht gesundes Leben beschieden sein – dies der herzlichste und aufrichtigste Wunsch des gesamten deutschen Buchhandels in unseren Landen für unseren immer jungen Siebziger.

In: Der Buchhändler, 16. Jg., Nr. 23/24, 11.-21. August 1935, S. 95.